Mittwoch, 20. Juni 2012

Walchensee - ein Juwel wie Jade

Einsiedl liegt 90 Kilometer südlich von München, kurz vor dem Zirlerberg, vor Innsbruck. Dort am Südufer des Walchensees liegt mein Lieblingsplatz, eben Einsiedl.






Jahrelang hing das Bild von 1999 in meiner Arbeit. Es waren für mich die "Drei Kostbarkeiten". Der Name ist den chinesischen Speisen nachempfunden, die wir gemeinsam mit den Kollegen mittags oft gegessen haben. Meine Tochter ging als Erste, nachdem sie mir 30 Jahre lang unvergessliche Stunden ihrer Kraft und Klugheit geschenkt hatte.

Mein Auto, als Neuwagen aus Wolfsburg abgeholt, kaufte mein lieber Bruder nach 12 Jahren. Nach 15 Jahren kauft mein Bruder nun auch das Boot. Fast alles lässt sich ersetzen, meine Tochter nie und nimmermehr.

Menschen verlangen voneinander Respekt, aber Krankheit und Tod respektieren nichts und niemanden. Meine Tochter hat das nicht verdient, sie die alles geleistet und erreicht hat, was mit ihren jungen Jahren zu erreichbar war: Ihr zweites Staatsexamen in Jura mit Prädikat, ein Ehemann, ein Haus - und aus.

Freunde sind längstens Freunde gewesen, wenn sie in Zorn ein paar wütende Wörtchen hören oder lesen. Dann ist meist aus mit der Freundschaft. Es widerspricht den Erwartungen guter Kaufleute: Respekt rechnet sich gegen Respekt. Ansonsten schimpfen enttäuschte Erwartungen über den mobbenden Troll, der wildert und wütet. Die ZEIT widmet dem Troll einen Artikel. Die Leser kommentieren. Der Moderator der Leserbeiträge zensiert jeden zweiten Beitrag. Meine Meinung:


 Mir hängt das schon bald sechs Jahrzehnte zum Halse raus. Kaum macht man das Maul auf, um zu sagen, was man meint, schon ist der Ärger da. Voll vorprogrammiert. Wenige, die damit umgehen, wie meine Frau, die liebste Mimamai, kaum Freunde, die geblieben sind. Abzuziehen sind die, welche gestorben. Also ab an meinen Lieblingsplatz: Einsiedl!



Einsiedl: "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein." Wäre da bloß nicht die Verführung des Internets, seine ungeschminkte Meinung frank und frei zu schreiben. Anderntags fehlt meine Adresse in der Mail-Gruppe, welche mir nun schon einige Jahre Sport, Spiel, Spannung schenkte. Ausgelöscht. Nun gut, die Liebe komponiert mir ein Abschiedsbild:


Einem Bhagwan gläubigem Ayatollah bleiben meine Wörtchen unvergesslich, obgleich seit langem schon kaum einer von dem verstorbenen Weisen aus Indien spricht.

Meine Romanze mit Mutter Natur sucht nach ihr. Die lässt sich in Walchensee, einem Edelstein-Meer aus Jade, finden.



Am 17. Juni sind die Deutschen ja schon mal unangenehm aufgefallen. Panzer haben sie zur Vernunft gebracht. Wieso mich auch der Teufel reiten muss, in der Hitze des 17. Junis zu schreiben? Die Naturgeister müssen mich gereizt und geritten haben. Am Walchensee.


 "Ein böses Wort ist schnell gesagt, doch halt: Es war nicht so gemeint! Der andere aber geht und weint."  Politiker, Prostituierte und Pfaffen salbadern salbungsvoll. Gut geschult und gekonnt. Folglich blühen die Geschäfte freundschlicher Beziehungen. Mein Geschäft ist das nicht. Nicht mehr
.

An der Nordseite des Walchensees ragt der Jochberg empor.


Der Herzogstand, auf dem schon Ludwig II seine Berghütte hat bauen lassen, ist mit einem Sessellift zu erreichen. Den Jochberg muss man schon auf eigenen Beinen schaffen.


Von den Bergen ringsum fließt das Wasser in den See. Kleine Kraftwerke gewinnen Strom, wo es geht.


Von welcher Seite man auch immer über den See blickt, die Naturgeister enthüllen dem Betrachter eine urgewaltige Schönheit und Kraft.


Die Insel gehört den Vögel und anderen Tieren. Zweibeiner haben dort nichts zu suchen, nichts zu finden und nichts verloren.


Die Eingeborenen haben für jeden Berg einen Namen. Mir als Zugeroaster ist der Name des südlichen Berges nicht bekannt. Wenn sich wilde Wolken auftürmen, dann kommt es häufig zu stürmischen Gewittern.


Jedenfalls bringt der Segler seine Mahogonni-Schaluppe schon mal in Sicherheit. Vor vielen Jahren sind wir bei Sturmwarnung mit blinkenden Lichtern noch über den See gepaddelt. Meine Frau fürchtete schon, dass wir es nicht ans Ufer schaffen. Die Wellen türmten sich vor uns auf. Die Surfer rasten mit hoher Geschwindigkeit noch kreuz und quer. Wir uns mit dem nassen Boot in das Auto gerettet, patschnass und kalt. Wir haben uns warm und heiß geliebt. Unser Atmen hat ringsum mild grau die Scheiben beschlagen. Schön war das, doch lang ist's her.


Die schöne Schlange ist scheu. Doch sie kann sich vor meiner neugierigen Kamera nicht schnell genug verstecken.


Je mehr Wind weht, umso mehr Surfer sammeln sich auf dem See.


Die Natur ist manchmal gnaden- und erbarmungslos. Doch im Juni droht von Lawinen keine Gefahr. Gefährlicher sind Sturm, Regen, Hagel, Blitz und Gefühle wie Äußerungen, die jenen Naturgewalten gleichen.


Der Walchensee bietet für jeden etwas: Die Familie macht einen Ausflug im Boot, die Drachensegler sitzen schon weniger ruhig und bequem, und der Windsurfer segelt an seinem Drachen am liebsten Meter hoch, weit und wild durch die Luft.


Die einfache Brotzeit braucht letzte Konserven aus Marokko auf: Thunfisch und süßer Mais. Semmeln dazu verkauft der Kiosk am Walchensee auch am Sonntag.


Schon um die Mittagszeit rechnen Segler und Surfer mit beständig gutem Wind. Wenn dazu sich noch Wolken auftürmen, ist Sturm denkbar.


Da surfen die Schnellsten vom Winde geweht.


Holz vor der Hütt'n, Maria, Mutter Gottes, steh' uns bei und das Kreuz auf dem Dach sollen vor den Unbillen der Natur helfen.


Weil mir schon von Kindheit an das Geschick fehlt, mich mit Menschen geschickt zu arrangieren, begann meine berufliche Karriere als Almhirte in Österreich. Die Rindviecher haben mich weit besser verstanden als die meisten Menschen. Bereitwillig liefen sie 1972 und 1976 in meiner Sommerzeit als Hirte hinter mir her, wenn wir sie vor dem Schnee in den Höhen in tiefere Lagen treiben mussten. Der Bauer hat sich gewundert, dass die Rinder so leicht meiner Stimme folgten.


Meine Ausländer-Arbeitskarte vom 7.6.72 half mir als Almhirte, mich unverbrüchlich mit der Natur zu verbinden. Menschen wollen ihre Reputation fleckenrein halten wie Damen ihre Abendgarderobe. Daher fürchten sie Trolle. Doch das sind Angriffe aus der Anonymität. Mich kann zwar jeder ansprechen, aber falsche Frömmler meiden offene Gespräche wie der Teufel das Weihwasser.

Mit diesen Gedanken endet mein Bericht über die kleine Fahrrad-Tour um den Walchensee. Vor dem nächsten Regen schützt mich meine wohlig warme, rollende Tonne, genannt die Walkuh.

Heim zur lieben Frau....


Dort nervt wieder das Polit-Getriebe wie .....



das sind 87 Minuten, die man aushalten muss. Klick auf den Link also empfohlen. Liebe Grüße.




P.S.: Nach drei Tagen gewährt mir der Moderator die Ehre, den Link zu dieser Geschichte in seiner Liste zu veröffentlichen. So ungehalten manche sich vor drei Tagen über meine widrigen Wörtchen beklagten, so glücklich sind die Gleichen nun wieder über diese Story und stammeln wie verzückt: "DANKE fuer wunderschoene Juwelien ! lieben gruss" - Mein Gedenken dankt dem ebenso: Menschen sind wohl nichts für mich.


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