Dienstag, 29. Mai 2012

Breslau Wroclaw

Breslau: Wieder einmal - wie vor sieben Jahren mit meiner Frau im August - gewährt mir der Sport- und Campingplatz Unterkunft. Eine Straßenbahn rumpelt vom Platz in die Stadtmitte. Eine Reisebekanntschaft beklagt, dass gerade ihm im Urlaub der neue 5er-BMW gestohlen sei.


Mein Wisch-und-Waschbär daheim fragt per Skype-Telefon: "Kommst Du denn nun gerne nach Hause?" Meine Hilfe im Haushalt ist nämlich angesagt, weil sie von morgens bis abends in der Erdbeerhütte steht, Beeren wiegt und lächelnd verkauft. Deshalb allerdings nun schnell zurück und an meine häusliche Pflichten zu eilen, schmerzt schon. Also hört sie mich jammern: "So ganz groß ist meine Freude, heimzukommen, noch nicht. Es gibt noch soviel zu sehen. Wenigstens Breslau anzusehen, wäre ja noch schön. Die Stadt liegt ja auch fast auf dem Weg."  Da wir beide nach dem Ziel unser Zusammenleben einrichten, einander möglichst viel Freude und Freiheit zu schenken, gibt sie mir  noch ein paar Tage Zeit, um noch etwas Posen und Breslau zu genießen.


Wie Perlen an einer Schnur sitzen Angler am frühen Pfingstsonntag in Posen an der Warta, um das Festmahl möglichst mit einem fetten Fisch aufzubessern.


Der Marktplatz in Posen liegt noch recht still in der Morgensonne, bevor zahlreiches Publikum die Gastlichkeit unter den Zeltdächern genießt.


Wer etwas Kleingeld übrig hat, und die Anforderungen des Denkmalschutzes erfüllt, kann sich am Markt in Posen mit diesem herrschaftlichen Anwesen schmücken. Die Löwen auf dem Dachgiebel gibt es gleich gratis dazu.



In nächster Nachbarschaft zum Rathaus in Posen zu residieren, wäre schon nach meinem Geschmack. Allerdings würde es mir doch schwer fallen, Polnisch zu lernen, ohne meine Zunge mir zu verknoten.





Der bärtige Lüstling hat seine Dame am Rathausbrunnen in Posen ja fest im Griff. Doch die Tauben auf dem Kopf der Schönen stören sich nicht an dem Kampf der Geschlechter.




Unterhaltsam ist auch der Wettkampf der Paddel-Vierer auf dem See Malta in Posen. Das Motorboot im Hintergrund holt gerade die ersten vier Wettkämpfen aus dem Wasser. Die Damen im Vordergrund, die es zwar auch bis über die Ziellinie geschafft haben, dann aber auch kippten, müssen auf ihre Rettung noch etwas warten, bis die anderen vier Badenden ans Ufer gebracht worden sind.



Diese junge Dame hingegen strampelt zwar im Trocknen, fällt aber immer wieder nach wenigen Schritten bei ihren wackligen Versuchen um, im Ball über das Wasser zu laufen. Die Zuschauer vergnügen sich mit ihr.


Der Kühlschrank ist fast leer. Es war mir zu anstrengend, in Posen am Pfingstsonntag einzukaufen und meine Beute auf dem Fahrrad zum Campingplatz zu schleppen. Weil somit das Frühstück recht mager ausfiel, die Abfahrt aus Posen im Berufsverkehr am Pfingstmontag recht viel Nerven kostete, verwöhnt mich das noble Restaurant "Deliojouez" mit einem köstlichen Morgen-Büffet. Nach dieser rechten Fernfahrer-Mahlzeit sind die 180 Kilometer von Posen nach Breslau schon noch zu schaffen.


So steht die Walkuh - wie vor sieben Jahren unser damaligen "Blauwal" - wieder in Breslau am Stadion Olimpijski auf grüner Wiese.



Mima auf unserer Polen-Reise vor ihrem Blauwal, unserem damaligen Camping-Bus.


An der Straßenbahnhaltestelle kommt ein recht aufgelöster, doch gut distinguierter Herr gleich auf mich zu, der von der Aufschrift "Hofpfisterei" auf meiner Mütze mich als Deutschen ausmacht. Während wir auf die Bahn warten und auf der Fahrt in der Stadt schüttet er mir in bewegten Worten sein Herz aus:

"Wir fahren aus dem wunderschönen Krakau heute morgen hier nach Breslau. Die Kinder und die Frau wollen kurz auf das Klo. Wir stellen das Auto auf dem IKEA-Parkplatz kurz ab. Mich lädt eine Hollywood-Schaukel nur etwa 100 Meter vom Auto entfernt zu einer gemütlichen Zigarettenpause ein. Als ich wieder aufstehe, sehe ich, wie Diebe meinen acht Monate alten 5er-BMW fortfahren. Mein Rennen hinter meinem Auto mit allen Koffern, allen Papieren, allem Geld bleibt erfolglos. Die Polizei nimmt alles auf. Doch das Protokoll haben wir hier noch übersetzen lassen, bevor wir es unterschreiben. Jetzt müssen wir mit dem Zug und ohne Papiere zurück. Die Fahrt kostet 1456 Zloty für uns vier, die Zwillinge, meine Frau und mich. Dabei habe ich gerade noch 600 Zloty in der Tasche. Hier hat die Übersetzerin des Protokolls mir die Fahrtauskunft ausgedruckt. Die Bahn gibt mir keinen Kredit. Die sagen nur, dass dies mein Problem sei."

Wohl wahr, geht mir im Kopf herum, derweil sich mein Mitgefühl in Grenzen hält. 

"War denn das Auto vollkasko versichert?"

Seine Klagen haben mich zu dieser mitfühlenden Frage bewegt, doch nicht zu einem Kredit, welcher der Architekt, 50 Jahre, sicherlich zurückzahlen würde oder wollte, wenn sich nicht ein Betrüger die Story ausgedacht hätte. Auch das wäre denkbar. Sollte seine Geschichte stimmen, folgt daraus: Dass die Versicherungsprämien für Autodiebstahl auf alle Autofahrer umgelegt werden, ist schon ärgerlich.


Batman steht wieder vor einer der zahlreichen Kirchen, Kathedralen, Backstein-Gotteshäuser in Breslau.


In Breslau reiht sich eine Kirche an die andere. Vermutlich müssen die Diebe des 5er-BMWs hier ihren Diebstahl beichten und büßen, und für Gottes Hilfe erbeten, dass weitere Raubzüge gut gelingen.



Da mich die Sakralbauten gleichsam mit Frommen Gefühle überschwemmen, steigert dies mein Verständnis für das Gewerbe der Popen und ihrer reuigen Schäfchen.



Diese Gebäude ähnelt zwar auch in etwa einem Sakralbau, beherbergt allerdings die Markthalle.


Die Markthalle sorgt mit Obst, Fleisch und Gemüse für das leibliche Wohl. Allerdings fehlte mir ein Käsestand.



Wie einst amerikanische Straßenkreuzen mit Heckflossen, nunmehr die Autos mit Spoilern beieindrucken, so bestaunen wir heute Rathäuser, wie dieses in Breslau, mit all ihren Zipfeln und Zinnen: je mehr, je länger, umso potenter, umso prächtiger.


Einfach herrlich, wie hier auf dem Marktplatz in Breslau, glänzen die bunten, einladenden Fassaden der hübschen, farblich aufgemotzten Häuser im Sonnenschein.




Kein Giebel gleicht dem andern: der Marktplatz macht sich bunt in Breslau.


Viele junge Damen stöckeln knöchelbrecherisch auf abenteuerlichen Absätzen über die steinigsten Pflaster.


Für ein Gruppenfoto eignet sich die Szene ja ganz gut. Doch wenn die Kamera den Kirchturm einfach im oberen Drittel abschneidet, dann stört das doch den Eindruck.



Steinmetze sorgten in vergangen Zeiten für die Unterhaltung der Massen, welche aus umliegenden Dörfern die Wunderwerke der Stadt bestaunten wie Touristen heute in Breslau.




Hier müssen ausgerechnet Engel die ganze Rathaus-Pracht auf ihren Flügeln schultern.


Eine Impression einer Hallenkirche im Spiel von Licht und Schatten.



Die klerikale Sakral-Show propagiert das bunt berockte Salbadern mit modernen Mitteln von Stelltafeln.


Meine bescheidenen Blog-Berichte können sich mit den professionellen medialen Methoden aus Politik und Priestertum natürlich nicht messen. Immerhin hat der vorige Blog mit dem Marokko-Buch für einige Beiträge über 350 Klickraten gebracht.



Der Marrkesch-Blog-Bericht zählt derzeit 356 Betrachter. Dieser Blog derzeit aus Polen und auch nicht mit der Ruhe und Muße komponiert, kann da natürlich überhaupt nicht mithalten.

Doch die wichtigste Leserin meines Herzens wartet daheim auf Bilder und Geschichten von dieser kleinen Reise. Ohne Frau im Mai ist die bunte Welt nur halb so schön. Doch Breslau mit dem Fahrrad zu durchqueren, einen schwindelerregenden Kirchturm zu besteigen, sich in der Stadt sein Essen zu suchen und zu verschaffen, all das ermüdet und ermattet schon genug. 



Es gibt viele Brücken in Breslau. Über die große Einfallstraße donnert der Morgenverkehr, Straßenbahnen und Krankenwagen, deren Sirenen alle anderen Geräusche laut übertönen.


Die monumentalen, mittelalterlichen Bauwerke wie die Kathedrale in Breslau passt auf kein Bildformat. Dennoch entstanden all diese Bauwerke dadurch, dass die Menschen Stein um Stein brannten, heranschafften und auftürmten.


In Marrakech soll es ja einige Hunderte Moscheen geben. Doch in Breslau konkurrieren auch zahlreiche Kirchen um ihr Publikum.


Sehen und staunen, um und in die Kirchen laufen, der Liturgie lauschen und aus verschiedenen Winkeln die Gebäude betrachten, reizt die Touristen.


Wasser und Baumschatten verschaffen ein angenehmes Sommerklima. Doch nach dem nächsten Bild des überaus reichlich vertretenen klerikalen Klamauks gibt es in einer Breslauer Straßenwirtschaft Essen. Ein diebischer Dreckspatz, das Beiwort polnisch wäre böse, will mir mit seinem schmutzigen Schnabel meine Körner klauen. Das geht nun garnicht.


"Wir vergeben und bitten um Vergebung", mahnt die Inschrift zu Füßen des Predigers.




Obgleich 2,50 Euro für mein Mittagsmahl wirklich nicht teuer kommt, will man es dennoch nicht mit dem Spatzen teilen.




Es ist ja nicht der Geiz, der dem Vogel seine Körner nicht gönnt, es ist eine Frage der Hygiene. Zwischendurch nervt Google beim Upload von Bildern mit einem  kryptischen Fehler, was die Arbeit eines Bloggers bei bald 30 Grad im Auto oder im Schatten vor dem Auto nicht gerade erleichtert.



Wenn der Fehler auch nicht zum Lachen ist, so ist es immerhin die Fehlermeldung. Doch zurück zum Stadtbummel durch Breslau. Denn es fühlt sich der Wanderer nach dem Essen stark genug, sich auf einen Kirchturm über windige Treppen hochzuschleppen.




Den Job als Dachdecker auf diesem Kirchendach erfordert starke Nerven und gute Sicherungen.




In weiter Ferne sind die weißen Tragseile ein großen Hängebrücke noch gerade zu sehen.

Wieder unten aus dem rissigen, schwankenden Gemäuer fällt in der Heiligen Halle dem einsamen Betrachter doch ein Bild auf, welches sich meinen Spott Sakral-Sex wohl verdient. Ja, bei diesem Blick und halb geöffneter Bluse wird ja wohl auch ein Heiliger schwach. Was wird die junge Dame wollen?




Jetzt wird es aber wohl Zeit für mich, zu meiner Liebsten nach Hause zu fahren. Der zunehmende Mond im ausklingenden Mai lässt solche Gedanken aufkommen. Zudem reizt die fett blühend-grünende Landschaft wie all die Lockungen junger Damen neben all den alten Steinen. Nur wenige Nächte noch allein, dann wieder


 bei ihr


Samstag, 26. Mai 2012

Polen - Kolberg - Posen

Mein Freund daheim warnte mich vor Fahrt nach Polen: "Fahr mindestens fünf km/h, dass sie Dir nicht die Räder klauen." Hier im Land fällt mir dazu ein: "Ein Land, welches sich die Großmächte mehrmals aufgeteilt haben, die Menschen in Polen, welche die Großmächtigen willkürlich umgesiedelt haben, wieso  sollen diese Menschen das Eigentum anderer respektieren?" 


Solche und andere Gedanken bereichern meine Einsamkeit in Kolberg. Der Ort war leicht von Ostvorpommern (KFZ-Kennzeichen OVP) zu erreichen. Das Schiff bei Swinemünde wartet, bis der Kahn vollgeladen war, verlangte dann aber keine Gebühr für die kurze Fahrt. Kolberg empfängt mich aufgeräumt bei Sonnenschein, doch immer noch viel zu viel kaltem Wind.





Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, Walkuh auf einem Schiff reisen zu lassen und zusehen zu dürfen.





Die Storch-Eltern sind ausgeflogen, um Futter für ihr Junges zu suchen und zu bringen.



Der Campingplatz in Kolberg macht mir besonders dadurch Freude, dass die W-LAN-Flatrate brauchbaren Datenverkehr erlaubt.





Der erste Weg zum Strand: Alles ist kalt für meinen erkälteten Körper, Wasser, Wind, Luft.



Alte, alte, nichts als alte Menschen - überall. In Rügen liegt schon einer mit Herzinfarkt auf dem Radweg, hier tanzen die Grauköpfe miteinander in Kolberg. Die Jungen arbeiten und arbeiten.


Der Zug fährt ein im Bahnhof von Kolberg. Vom Strand zur Stadt geht es über die Fußgängerbrücke. Aufzüge sind noch nicht in Betrieb.



Nach den schweren Zerstörungen beim Kriegsende 1945 ist die Stadt wieder schön hergerichtet.



Das gewaltige Backstein-Bauwerk, der Dom, überragt alles andere ringsum.



Das Rathaus erstrahlt auch wieder so, wie es sein Erbauer Schinkel wohl geplant hatte.



Irgendwie weigert sich der Fotoapparat, die Plattenbauten gerade hinzustellen.



Der Bahnhof hat sich mit einem Frühlingsblumen-Beet hübsch rausgeputzt.


Auch um den Dom herum grünt und blüht es in vielen Farben.


Sogar die elfschössigen Plattenbauten stehen halbwegs gerade - im Bild.


Das Denkmal an der Strandpromenade ehrt polnische Krankenschwestern, welche den Soldaten beistanden.


Zumindest baden die Gäste schon in der Sonne, wenn der Strandkorb gegen den Wind schützt.


Auch der Leuchtturm entstand nach alten Vorlagen nach dem Krieg neu aus den Trümmern.


Der Blick vom Leuchtturm zeigt, wie schon die Abendsonne das Meer versilbert.
Auf der anderen Seite bescheint die Sonne den Strand - alles was mir fehlt: Wärme.





Zeit für ein paar Gedanken zur Zeit: Der Islam gehört zu Deutschland. Der Salafismus gehört zum Islam wie die Inquisition zum Christentum. Je weiter das Christentum abgewirtschaftet hat, umso mächtiger gewinnt der Kapitalismus. Potente Produktivkraft im Kapitalismus alimentiert den Militarismus. Das Neoliberale Gewinn-System zwingt im Kriegs- und Krisenfall den militaristischen Machtapparat zum  Faschismus, also einer zeitgemäßen Form der Inquisition.  All das passt gehörig zu Deutschland - wie zu fast jedem andern Land: Islam, Salafismus, Christentum, Inquisition, Kapitalismus, Militarismus und Faschismus.



Mit dem Sonnenuntergang am Meer in Kolberg geht auch diese kleine Reise wieder zurück Richtung Heimat, zurück zur lieben Frau. In der Ausbeutung des Neoliberalismus gibt sie ihre kleine Spargelhütte, welche immer weniger abwirft, an eine Rentnerin ab. Mit den Mini-Renten aus prekären Lebensläufen werden immer mehr Alte gezwungen, bei schlechtem Lohn zu arbeiten. Meine Frau geht in die Erdbeer-Hütte an einen noch längeren Arbeitstag, sieben Tage in der Woche. Von acht Uhr früh bis 20.00 Uhr abends verbringt sie ihre langen Arbeitstage in der kleinen Holzhütte, um immer freundlich und ausgeglichen Kunden jeden Alters aus verschiedenen Kulturkreisen zu bedienen. Um einzukaufen, zu kochen und ein wenig aufzuräumen, wäre es gut, nun bald bei ihr zu sein.


Gute Nacht, meine liebe Frau - wir sind im Herzen verbunden, auch wenn wir räumlich noch fast 1000 Kilometer getrennt sind.


Von Kolberg nach Posen sind es zwar nur 288 Kilometer. Dennoch kommt mir die Fahrt hart vor, hält sie mich doch etwa sechs Stunden lang konzentriert auf der Straße - mit Pausen. Die Bahn ist nicht mal so übel, höchstens tiefe Spurrillen und einige Schlaglöcher mindern das Vergnügen. Mehr hindern laufend die Ortsdurchfahrten, welche es erfordern auf 40 bis 50 km/h runterzubremsen. Die Fernfahrerkost in einem kleinen Straßenrestaurant ist zwar mit etwa sechs Euro preiswert, doch die Qualität ist demnach. Das Wasser war zwar durch Eisstückchen und eine Zitronen-Zierscheibe veredelt, doch ob es aus dem Hahn oder der Flasche kam, lässt sich nicht sagen. Die ungarischen Kartoffelpuffer mit Pilzsoße waren aus einer kartoffeligen Teigmasse zusammengerührt und kurz angebraten. Die Pilzsoße war zumindest nicht giftig bislang. Das gesottene Gemüse, Blumenkohl, rote Rübchen und Brokkoli schwamm in einer fettigen, gelben Brühe - vielleicht sogar Butter. Eine spätere Rast steigerte die Leistungskraft mit einem Eis und einem Kaffee, der den Kaffeesatz gleich in der Tasse ließ. Ist wohl landesüblich so.


Jedenfalls bringt mich das Navi ohne zu Mucken anstandslos bis ans Ziel, wo in professioneller Reise-Eile das Fahrzeug in einer von Hecken umzäunten Bucht zu stehen kommt. Die Temperatur hier im Landesinnern ist gleich sechs, sieben Grad wärmer als an der windumpeitschten Küste. Die Wärme heilt endlich meinen bellenden Husten. Kolberg heißt mittlerweile Kolobrzeg und Posen schreibt sich hier Poznan.




Poznan zu Pfingsten ist putzig. Der bestens aufgeräumte Camping-Platz liegt prominent am Erholungsgebiet. Dieses schmückt sich mit einem großen See, auf dem Wassersport betrieben wird, daran liegt eine gewaltiges Hallenbad mit stattlichen Rutschen, gegenüber auf den Hügel schleppt ein Lift die Menschen, die mit irgendeinem Gerät den Hang runter rutschen, daneben tönt Disco-Musik für die Tänzer auf einer Rollschuhbahn und als weitere Attraktion schnauft eine Schmalspurbahn am See entlang, aus dem die Frösche quaken.





Zwischen der pittoresken Bahn und dem schönen See führt ein bequemer Radweg vom Campingplatz in die Stadtmitte. Die abendliche Pfingstandacht in der gotischen Backsteinkathedrale ist gut besucht. Reisebusse aus Russland und der Ukraine haben ihre Wagenladungen von andächtigen Pilgern zu der frommen Übung gefahren.


Pfingstsamstag, Punkt 18.00 Uhr: Die Popen beginnen ihre Vorführung unter reger Beteiligung des frommen Volkes.


Ohne genauere Kenntnis des professionellen Priester-Personals erinnert diese Statue vor der Kathedrale in Posen mich doch sehr an den Polak-Pope. Der adelte das aus den Trümmern aufgebaute Gotteshaus auch mit  einem Titel wie "Minor Basilica", was immer sich die Besucher darunter vorzustellen haben.


Mein Bedarf an Frommer Verzückung war nach etwa 10 Minuten abendlicher Pfingstmesse gedeckt. Schließlich wartet Posen mit weiteren weltlichen Schönheiten auf. Es tut mir gut, das bunte Treiber auch mal wieder von jungen Leuten zu sehen, die sich in der Altstadt vergnügen.




Während die Liturgie in der Kathedrale ihren gut geregelten Gang abspult, suchen die Menschen am Markt in Posen mehr nach weltlichen Freuden.


Dieser Ritus läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass sich Mann und Frau amtlich legitimiert lieben dürfen.

Ein weiteres sakrales Gebäude bereichert die Marktregion von Posen, an der aber trotz aller Frömmigkeit mehr Wirts- als Gotteshäuser zu finden sind.

Wie auch auf dem Marktplatz in Bamberg und zahllosen weiteren Plätzen hat es der Gabelmann den Bildhauern angetan. Dabei sind es doch wohl eher die Damen, welche sich ihren Liebsten aufgabeln.


Während meine liebe Frau in unermüdlicher 12-Stunden-Schicht am Erdbeerfeld Früchte abwiegt und verkauft, genießen hier die Menschen ihren Feierabend in Posen am Marktplattz.



Dies Rathaus im Stil der italienischen Renaissance bringt südländische Flair nach Posen.


Viel Kilometer auf dem Weg heim sind noch nicht gewonnen. Immer noch sind es etwa 800 Kilometer. Doch meine Frau kann sich noch etwas gedulden. Sie ist sich ja sicher, immer führt mein Weg



heim zu meiner lieben Frau.



Abendstimmung auf dem Weg heim zum Campingplatz