Nach drei Monaten inm klerikal-koran-katholischen Marokko haben mir drei Wochen daheim gereicht. Es bedrückt mich, in Deutschland zu spüren, zu lesen, zu sehen, in welch erschreckendem Maße sich die Verhältnisse verschlimmert haben. Nur eins bleibt mir, meine Stimmung zu bessern: Auf! Auf! In die Wälder!
Der Ruf des Muezzins aus den Druckkammerlautsprechern der Moschee-Türme war mir fast schon vertraut. Zurück in Deutschland stechen Salafisten mit scharfer Klinge gegen die ungeschützten Beine junger Polizisten. Diese müssen die Bürgerkriegparteien auseinander halten. Es kämpfen die national-chauvinisten gegen die islamistisch-ideologischen Faschisten. Meine Meinung: Auch hier im Land spielen Junge Männer ihre Version von Arabellion. Eine irrsinnige Ideologie anstatt gesellschaftlicher-sozialer Teilhabe entzündet sich in testosteron geladenen Religioten. Als Zündsatz reichen beispielsweise "beleidigende Bildchen".
Nun geht meine Reise seit einer Woche durch zumeist regennasse, grün, gelb, weiß blühende Landschaften. Doch das Gefühl der Schwere will kaum weichen. Die Stationen sind reizend, die Landschaft eindrucksvoll, die Nachtplätze, die Bäder erstaunlich schön. Doch noch fehlt etwas, mein Glück zu empfinden.
Bad Urach, erste Station, lässt mich nackt in warmer Thermalbrühe liegend den Vollmond betrachten. Am ersten Freitag im Monat baden die Menschen nackt in der Therme von Bad Urach. Selbst am Freitag abend scheint das Bad fest in Rentner Hand. Haben junge Leute keine Zeit, keine Mittel mehr? Der Eindruck einer vergreisenden Rentner-Republik verdichtet sich bei dem Solebad in Dortmund am Dienstag morgen. Zwei Tage später in der mogentlichen Solebrühe von Bad Laer liegt das Durchschnittsalter der zwanzig plantschenden Greise bei 70 Jahren. Es mutet schon sensationell an, wenn zwei junge Mütter in irgendeinem Dorf ihre Brut schieben.
Idar Oberstein - eine Perle im Hunsrück: Es betrübt mich, eine Frau zu treffen, die mich auf meiner Lebensreise fünf Jahre begleitet hat. Das begann vor 22 Jahren im Monat Mai und war dann besser bald vorbei. Ein merkwürdiges Traktat drückt mir die Geliebte von einst in die Hände, fünf Seiten schnell geschrieben von Hand in ihrem Archiv von alten Zeitungen. Sie schreibt auf Kopien der Zeitungsmeldungen, die ihr Herz bewegen. Sie füllt fünf Seiten wie in diesem Blog diese Zeilen - als Beschäftigungstherapie.
Mit großer Geste "Rot Front" posiert der Klavier- und Komponist-Klein-Künstler:
"Wer jung ist, kann an die Veränderung glauben. Kann im hormonell umnachteten Tunnelblick mit Flashmobs, Empörung und Internetaktionen an die Weltrettung glauben. Der ältere Mensch weiß um die Unsinnigkeit der meisten Proteste, bleibt zu Hause. Wird bitter und beobachtet seinen Körper auf der Talfahrt."
Noch hält es mich nicht zu Hause. Die Talfahrt spiegeln Verwandte, sofern sie noch leben. Die 90jährige überflutet ihre 89jährige Bekannte mit Fotos von Menschen, welche fremd sind und bleiben. Die uralte Frau kommuniziert nur noch in eine Richtung. Sie hört schlecht, sieht schlecht, geht schlecht. Nachdem sie beim Parken mehrere Autos beschädigt hat, hat sie 2012 ihren Führerschein einsichtig abgegeben. Der Lokalredakteur preist das vorbildliche Verhalten der Urgroßmutter mit einem Artikel. Statt Auto zu fahren, müht sie sich nun mit dem Rollator ab.
Die Sportwagen-Boliden beim Oldtimer-Treffen in Oldenburg....
Während die Einen beim Oldtimer-Renner um das Schloß feiern, wiegen sich zwei hochschwangere Frauen auf der Straße in aufreizendem Tanz. Doch Männer hinter den Gittern sieht man nicht.
Anderntags geht die Reise wieder nur wenige Kilometer über kleinste Wege weiter zu einem Freund aus den uralten Zeiten der 68er-Bewegung. Seit wohl mehr als 40 Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen, doch unsere Stimmen klingen wie einst. Seit 22 Jahren arbeitet der gute Mann als Heilpraktiker. Er ist von unserer alten Sorte, der schon 1971 Afghanistan als Rucksacktourist erfahren hat. 1973 ist er von Marokko nach Algerien über Timbuktu nach Mali gefahren - alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Süddeutsche widmet eine Seite ihrer Wochenendausgabe vom 12/13. Mai der Besetzung Timbuktus durch drohende talibanesische Scharia-Sektierer. Doch bei meinem Freund Gerd ist die Welt noch in Ordnung.
Die Linien in Gerds Gesicht bezeugen sein reiches Erleben.
Dies Spiel mit Kugeln, welches Norddeutsche wie Franzosen in Marokko spielen, nennen die Eingeborenen von der Küste: "Boßeln".
Es gibt viel, viel Platz auf dem Land, wo sich die Häuser flach gegen den Wind ducken.
Dangast: Nachmittags wärmt noch etwas die Sonne, abends kämpft die Heizung im Wagen gegen fünf Grad Außentemperatur.
Sonnenuntergang in Dangast - der phallische Stein steht gegen Wind und Wellen.
Die Schönheit der Natur und Landschaft wiegt die Schreckensberichte der Medien auf.
Der Ruf des Muezzins aus den Druckkammerlautsprechern der Moschee-Türme war mir fast schon vertraut. Zurück in Deutschland stechen Salafisten mit scharfer Klinge gegen die ungeschützten Beine junger Polizisten. Diese müssen die Bürgerkriegparteien auseinander halten. Es kämpfen die national-chauvinisten gegen die islamistisch-ideologischen Faschisten. Meine Meinung: Auch hier im Land spielen Junge Männer ihre Version von Arabellion. Eine irrsinnige Ideologie anstatt gesellschaftlicher-sozialer Teilhabe entzündet sich in testosteron geladenen Religioten. Als Zündsatz reichen beispielsweise "beleidigende Bildchen".
10. Mai 2012: Ein SPON-Story schreibt über die koran-katholische Konvertiererei.
Nun geht meine Reise seit einer Woche durch zumeist regennasse, grün, gelb, weiß blühende Landschaften. Doch das Gefühl der Schwere will kaum weichen. Die Stationen sind reizend, die Landschaft eindrucksvoll, die Nachtplätze, die Bäder erstaunlich schön. Doch noch fehlt etwas, mein Glück zu empfinden.
Bad Urach, erste Station, lässt mich nackt in warmer Thermalbrühe liegend den Vollmond betrachten. Am ersten Freitag im Monat baden die Menschen nackt in der Therme von Bad Urach. Selbst am Freitag abend scheint das Bad fest in Rentner Hand. Haben junge Leute keine Zeit, keine Mittel mehr? Der Eindruck einer vergreisenden Rentner-Republik verdichtet sich bei dem Solebad in Dortmund am Dienstag morgen. Zwei Tage später in der mogentlichen Solebrühe von Bad Laer liegt das Durchschnittsalter der zwanzig plantschenden Greise bei 70 Jahren. Es mutet schon sensationell an, wenn zwei junge Mütter in irgendeinem Dorf ihre Brut schieben.
Idar Oberstein - eine Perle im Hunsrück: Es betrübt mich, eine Frau zu treffen, die mich auf meiner Lebensreise fünf Jahre begleitet hat. Das begann vor 22 Jahren im Monat Mai und war dann besser bald vorbei. Ein merkwürdiges Traktat drückt mir die Geliebte von einst in die Hände, fünf Seiten schnell geschrieben von Hand in ihrem Archiv von alten Zeitungen. Sie schreibt auf Kopien der Zeitungsmeldungen, die ihr Herz bewegen. Sie füllt fünf Seiten wie in diesem Blog diese Zeilen - als Beschäftigungstherapie.
Die Felsenkirche in Idar Oberstein - und wieder droht ein Regenschauer mitten im Mai.
Einst ein stolzes Bauernhaus mit Sauerkraut-Steintrog im Keller: nunmehr fehlt Geld für's Nötigste.
Mein Bruder erweitert seit Jahrzehnten seine Infrastruktur. Während es mir reicht, mich mit Web- und Weg-Geschichten zu unterhalten, unterhält mein Bruder Autos, Motorräder, Maschinen und sogar eine Segelyacht. Die Vitalität meines Bruders belebt mich, obgleich mich der Abstecher zu seinem Boot nach Holland 300 Kilometer kostet.
Zum Frühjahr schützt ein neuer Anstrich das 7,60 Meter lange Schiff, Baujahr 1978.
Leider wird es immer schwieriger, einen Freund zu treffen, der mir vor 40 Jahren näher stand. Es reden die Menschen so gerne, so viel, so schnell und so schlau. Doch das Hören scheint eine vergessene Kunst. Jeder hört sich selbst gerne reden. Vielleicht steigert er ja seine Selbsterkenntnis, eigene Geschichten sich zu erzählen. Meine Augen drehen sich müde zur Decke. Erschöpft. Müde von Wörtern, von Straßen, von Eindrücken, von Menschen, müde mit mir.
Mein Freund, Musikant, Kapellmeister und Notenschreiber beklebt kunstvoll sein Mobilar.
Mit großer Geste "Rot Front" posiert der Klavier- und Komponist-Klein-Künstler:
http://www.haha-hartmann.de/
In kleinen Kleckerschritten kämpft sich mein abgefahrener Körper durch das frühlingsfrische Land. München, Bad Urach, Idar Oberstein, Dortmund, Roermond, Münster, Osnabrück, Oldenburg. Doch auch wenn Rentner Rummelplätze aller Art anreisen, auch wenn der rote Wein frisch funkelt im Glas, auch wenn Regen leise über das Dach rieselt, das Alter drückt wie ein dunkler Schatten.
Großkneten vor Oldenburg: Mein Stellplatz am Zirkus bringt mich auf den Titel:
Rentners Rummelplatz: Reisen
Rentners Rummelplatz: Reisen
Was sollen in unserem fortgeschrittenen Alter die großen Theatergesten? Sybille Berg orakelt bei SPON: "Aber wenn die Haare erst einmal grau werden, bleibt die Welt grauenvoll." Recht hat sie. Die Dame schreibt mir mal wieder wie aus dem Herzen:
"Wer jung ist, kann an die Veränderung glauben. Kann im hormonell umnachteten Tunnelblick mit Flashmobs, Empörung und Internetaktionen an die Weltrettung glauben. Der ältere Mensch weiß um die Unsinnigkeit der meisten Proteste, bleibt zu Hause. Wird bitter und beobachtet seinen Körper auf der Talfahrt."
Großkneten bei Oldenburg - Norddeutsches Bauernhaus
Noch hält es mich nicht zu Hause. Die Talfahrt spiegeln Verwandte, sofern sie noch leben. Die 90jährige überflutet ihre 89jährige Bekannte mit Fotos von Menschen, welche fremd sind und bleiben. Die uralte Frau kommuniziert nur noch in eine Richtung. Sie hört schlecht, sieht schlecht, geht schlecht. Nachdem sie beim Parken mehrere Autos beschädigt hat, hat sie 2012 ihren Führerschein einsichtig abgegeben. Der Lokalredakteur preist das vorbildliche Verhalten der Urgroßmutter mit einem Artikel. Statt Auto zu fahren, müht sie sich nun mit dem Rollator ab.
Hier herzen sich bald 180 Lebensjahre, ohne viel voneinander zu verstehen - akustisch.
Wenn es ganz dumm kommt, lässt der Pflegedienst den alten Menschen nach einem Schlaganfall stundenlang in seiner Not allein.
Reisen entfacht meine Lebensgeister. Langsam entfaltet sich mir wieder der Zauber des Seins. Keine 30 Kilometer von Großkneten führen mich kleine, schlechte Straßen nach Oldenburg. Dort lockt die Rentner-Rummelplatz-Reise mit einem Hafenfest und einem Oldtimer-Treffen. Wo es etwas zu gewinnen gibt, geht der Mensch hin.
Aus Wind lässt sich Strom gewinnen. Wo es etwas zu gewinnen gibt, geht der Mensch hin.
Beim Hafenfest in Oldenburg fehlt leider Licht und Maiensonne.
Maschinelle Oldtimer sind leichter zu erhalten als organische Oldtimer.
Die Sportwagen-Boliden beim Oldtimer-Treffen in Oldenburg....
...stellen sich mit großen Ziffern der gnadenlosen Schönheitskonkurrenz.
Dies "Blaue Wunder" im Kleinformat muss sich....
....sich mit dem Magirus im Großformat messen.
Am Abend fahren die stolzen Chauffeure ihre Oldtimer in einem heißen Rennen durch die Stadt. Die Autos, die schon viele Jahrzehnte auf dem Blechbuckel haben, dröhnen wie brünstige junge Hirsche durch die abgesperrten Straßen. Es herrscht eine belebende, ausgelassene Stimmung. Leider zieht Sturm vom Meer her auf. Der Wetterdienst gibt für die Küste eine Unwetterwarnung aus. Die Eisheiligen machen im Mai ihrem Namen alle Ehre. Das Thermometer fällt wieder unter 10 Grad in der Nacht. Während die Historischen Fahrzeuge um den Schlossplatz brausen, wiegen sich zwei hochschwangere Frauen vor den vergitterten Fenstern der Justizvollzugsanstalt. Früher sagte man dazu Gefängnis. Die Damen dürfen zwar zu den Gefangenen keinen Kontakt aufnehmen, wie es auf den Tafeln an der Mauer steht. Doch sie zeigen ja nur ihre Körper.
Nachdem die Marktstände abgezogen sind, parken um das Oldenburger Schloß restaurierte Oldtimer, deren Motoren abends im Rennen röhren.
Während die Einen beim Oldtimer-Renner um das Schloß feiern, wiegen sich zwei hochschwangere Frauen auf der Straße in aufreizendem Tanz. Doch Männer hinter den Gittern sieht man nicht.
Anderntags geht die Reise wieder nur wenige Kilometer über kleinste Wege weiter zu einem Freund aus den uralten Zeiten der 68er-Bewegung. Seit wohl mehr als 40 Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen, doch unsere Stimmen klingen wie einst. Seit 22 Jahren arbeitet der gute Mann als Heilpraktiker. Er ist von unserer alten Sorte, der schon 1971 Afghanistan als Rucksacktourist erfahren hat. 1973 ist er von Marokko nach Algerien über Timbuktu nach Mali gefahren - alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Süddeutsche widmet eine Seite ihrer Wochenendausgabe vom 12/13. Mai der Besetzung Timbuktus durch drohende talibanesische Scharia-Sektierer. Doch bei meinem Freund Gerd ist die Welt noch in Ordnung.
Auf der Zufahrt zu Gerds Anwesen kratzen von unten das Gras und von oben die Zweige am Wagen.
Auf riesigem Grundstück gewinnt Gerd Honig, Brennholz und Beeren.
Auf riesigem Grundstück gewinnt Gerd Honig, Brennholz und Beeren.
Die Linien in Gerds Gesicht bezeugen sein reiches Erleben.
Dies Spiel mit Kugeln, welches Norddeutsche wie Franzosen in Marokko spielen, nennen die Eingeborenen von der Küste: "Boßeln".
Es gibt viel, viel Platz auf dem Land, wo sich die Häuser flach gegen den Wind ducken.
Dangast: Nachmittags wärmt noch etwas die Sonne, abends kämpft die Heizung im Wagen gegen fünf Grad Außentemperatur.
Sonnenuntergang in Dangast - der phallische Stein steht gegen Wind und Wellen.
Die Schönheit der Natur und Landschaft wiegt die Schreckensberichte der Medien auf.
Oldtimer-Rennen in Oldenburg, Sonnenuntergang in Dangast, Bäder in Thermal- und Sole-Wasser wie in Bad Urach, Dortmund, Bad Laer und Dangast lassen Rentner auf ihren Rummelplatz-Reisen in Glücksgefühlen schwelgen. Die liebe Frau daheim arbeitet unverdrossen, bleibt heiter dabei. Die Jungen trainieren sich fit für den Konkurrenzkampf, der immer unerbitterlicher wird. Während wir Älteren versuchen, guter Dinge zu bleiben, drehen die Jungen das ganz Große Rad, sich, den Nachwuchs und uns zu erhalten.
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