Samstag, 16. Juni 2012

Die Loisach spielt mit uns

Wir sind zusammen 140 Jahre alt, der emeritierte Professor mit mir im Boot, das auch schon bald 30 Jahre alt ist. Gemeinsame Freunde wie Heiner und Michael sind schon gegangen. Doch wir feiern das strahlende Sommerwochenende mit einer Flußfahrt von der Brücke vor Murnau bis in den Kochelsee.


Mitten in München und wie auf dem Land lebt Robert ruhig und beschaulich im Efeu umrankten Heim.

Irgendwann rufen wir uns einander an wie nach dem Motto "Alle Jahre wieder". Immer haben wir gemeinsam schöne Zeiten erlebt, ohne uns über irgendetwas zu streiten. Vor etwa 10 Jahren fing es an mit einer gemeinsamen Bergtour auf den Herzogstand. Dieser erste hohe Berg thront wie ein Wächter über dem Kochel- und Walchensee, den beiden schönsten Seen im Alpenvorland. Zwei-, dreimal sind wir schon die Amper hinunter gepaddelt, einem eher stillen Wiesenfluß, der den Ammersee bei Stegen verlässt.

Doch nach der langen Regenzeit in diesem Frühjahr werden die Flüsse wilder. Die Isarfluten überspülen schon die Pfeiler der Leinthaler-Brücke.


Diese Zeit ist für Bootstouren ideal, wenn zumindest kein Regen mehr fällt. Die Amper darf nicht bis zum 15. Juli befahren werden, da dort Vögel geschützt brüten sollen. Also bleibt der Einstieg in die Loisach.



Die Isar im Stadtgebiet von München ist von zu vielen Wehren und Staustufen gehindert. Deshalb fährt dort kein Boot.


Auch die Loisach hat weit mehr Wasser, als sie mir von geruhsamen Sonnenfahrten her bekannt ist. Robert macht sich reisefertig. Er hat mittlerweile seine Segelboote verkauft. In seinem reichen Leben hat er schon als junger Mann von 25 Jahren 1961 Afghanistan und Pakistan bereist, war im Jemen und in Ägypten. Seit Jahren überquert er mit seinem Mountain-Bike die Alpen im Sommer, wobei er mit neuester GPS-Technik seine Route klug und besonnen bis auf die höchsten Gipfel von 3000 Meter Höhe plant und seine Reise verwirklicht. Klügeleien im Internet sind ihm fremd. Er macht seine Sache, doch die macht er gut.


Die Loisach zieht uns mit einer Geschwindigkeit von acht Km/h in Richtung Kochelsee. Robert lässt unsere Flußfahrt von seinem Smartphone aufzeichnen, das uns diesen genauen Wert liefert.


Auch wenn mir die Strecke von mehreren Fahrten gut bekannt sein sollte, die Flußbebauung hat die Strecke verändert. Der hohe Wasserstand zeigt eine mir noch unbekannte Loisach.



Der romantische Blütenfrieden täuscht. Wenn es rauscht, dann droht der Fluß. Doch dann kann man vom Boot aus nicht fotografieren, sondern muss halbwegs trocken durch schäumende Wellen.





Über die Autobahnbrücke nach Garmisch sind die meisten Menschen wohl schon häufig gefahren. Amerikanische Touristen sollen in München gern ein Auto nur dazu mieten, um von München nach Garmisch und zurück einmal mit der hohen Geschwindigkeit fahren zu dürfen, die in der USA verboten ist. So sieht die Autobahnbrücke vom Fluß her aus.



Nach 8,6 Kilometer müssen wir raus, das Boot auf einem Bootswagen befestigen und etwa 100 Meter ein Stauwehr umtragen. Obgleich von unseren gemeinsamen 140 Lebensjahren mir nur etwas mehr als die Hälfte eigen sind, sind mir 35 Kilo des schweren Gummiboots schon seit Jahren zu viel. Wie Robert seine Segelboote verkauft hat, so steht auch dieses Boot, Metzler River Star zum  Verkauf. Nur meine liebe Frau hängt noch sehr an dem Boot, welches uns schon gemeinsam über viele Flüsse getragen hat.

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Verkauf aus Altersgründen:

Metzler River Star - etwa 30 Jahre alt, Ventile neu eingeklebt, etwa 35 Kilo schwer, etwa 5,50 Meter lang, Tragkraft etwa 300 Kilo, mit Bootswagen  für 333,00 Euro:


Die Spitze des Bootes verzurren Spanngurte mit dem Bootswagen. Dann lässt sich das beladene Boot wie eine Schubkarre von hinten schieben.


Der Kapitän kann das Boot mit einem Heckruder zusätzlich steuern, was mir aber nie notwendig erschien. Im Lieferumfang ist noch eine halbe Flasche Gummipflegemittel, welche wir regelmäßig am Anfang und Ende der Bootssaison in die "Elefantenhaut" des Gummibootes einmassiert haben.
Zwei neuwertige Klepper-Holzpaddel sind für 80,00 Euro ebenfalls zu verkaufen.

Der Bericht von einer Fahrt auf der Amper im Juli 2007 zeigt das Boot mit größeren Bildern.


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Zurück zur Loisach-Fahrt am Samstag, den 16. Juni 2011 mit Robert:

Noch sind wir trocken und guter Dinge. Allerdings wussten wir bei dieser Pause noch nicht, dass uns das Schlimmste noch bevorstand. Doch davon gibt es kein Bild, dafür umso aufregende Erinnerung: Wir hörten ein lauter werdendes Rauschen. Dann ging es in einer Stufe etwa einen halben Meter - oder mehr - hinunter. Eine Welle von mindestens einem halben Meter schwappte Robert direkt über die Schultern und Jacke. Wir saßen im Nassen, doch waren unbeschadet über die schwierige Stelle gestolpert.


So mündet die Loisach in den Kochelsee. Zur Rechten baggert ein Kieswerk Steine aus dem Flußbett, welches als Geschiebe in großer Menge mit der Schneeschmelze und dem Regen von den Bergen kommt. Vor uns zeigt sich Herzogstand unter dem sprichwörtlichen blau-weißen Himmel.


Von der Mündung bis zum Landeplatz müssen wir noch etwa zwei Kilometer über den Kochelsee paddeln. Der rüstige Robert kommentiert die Anstrengung recht lustlos mit den Worten: "Segler paddeln nicht gern und nur in Not." Nach der überstanden Wellendusche scherzen wir gemeinsam erschöpft aber glücklich: "Das ist hier ein Notfall."




Das ist das Kloster in Schlehdorf am Kochelsee. In Schlehdorf steht mein Fahrrad. Das Fahrrad muss mich die 12 Kilometer zurück zum Auto bringen. Bei der glühenden Sommerhitze ist das nicht so einfach in der Mittagszeit.


Die Rückfahrt mit dem Fahrrad eröffnet vor Murnau schon die Aussicht auf die Zugspitze.



In Kochel, wie das Dorf mit dem Bahnhof am gleichnamigen See heisst, nimmt Robert den Zug heim in sein Zauberhäuschen. Natürlich haben wir uns zuvor mit einem opulenten Mahl beim Griechen in Schlehdorf und einem Eis in Kochel gestärkt. Schließlich war die gute Walkuh, meine rollende Tonne, auf 42 Grad aufgeheizt. Aber Boot und unsere Kleider sind in der Hitze gut getrocknet. Nachdem mein Körper etwa vier Liter Flüssigkeit verarbeitete, zudem sich meine Körpertemperatur bei einem Bad im kühlen Kochelsee senkte, zudem meine Haut dick Sonnencreme mit dem Faktor 30 schützte, konnte mein Körper den Tag unbeschadet überstehen.


Im bald 900 Meter hoch gelegenem Einsiedl kühlt das Auto bei allen geöffneten Klappen recht schnell am Abend von 40 auf 22 Grad hinunter. Bei der Temperatur lässt sich nach einem guten Schluck Rotwein in der stillen Bergwelt gut schlafen. Mit herzlichem Dank und Gruß an Robert und an meine Liebste. Die hatte einen Großkampftag in ihrer Erdbeerhütte froh überstanden. Schließlich hatte sie auch nicht mit der Unordnung in der Küche zu kämpfen, die sie mir selbst nach 15jähriger strenger Ermahnung immer noch nicht abgewöhnen konnte.

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