Mittwoch, 13. Juni 2012

PTBS


Großstadt mit Herz: Eine Herde Schafe inmitten des Englischen Gartens gibt München den Anschein einer gutmütigen Gemütlichkeit. Wer will sich in dieser Idylle noch daran erinnern, dass München einst als Hauptstadt der Bewegung galt? Doch dass im wohlhabenden Vorort Dachau Nazis die erste Mörderschule eröffnet und bis zur Befreiung betrieben haben, bleibt unauslöschlich im kollektiven Gedächtnis und als Posttraumatische Belastungsstörung, als PTBS.

Der ARD-Tatort "Heimatfront" zeigte programmatisch am Schicksal von vier heimgekehrten Afghanistan-Soldaten deren Kriegsfolgen: Am besten schaffte es noch der junge Mann zurück in sein Zivilleben, der unter Beschuß sein Bein unter dem Knie verloren hatte. Der nächste Kamerad verfiel dem Alkohol. Ein weiterer erschießt trotz zitterhändigem Tremor in Eifersucht eine Frau. Der depressive Feldwebel lässt sich von Sondereinsatzkräften erschießen.


Der Tatort "Heimatfront" thematisiert am 10. Juni 2012, welchen Preis Kriegsheimkehrer und die Zivilgesellschaft für den Einsatz an der Front zahlen. Nach dem Tatort bearbeitet Günther Jauch in prominenter Runde das Thema weiter unter dem Titel: "Trauma Afghanistan - welche Spuren hinterlässt der Krieg?"



Günther Jauch bearbeitet in der ARD nach dem Tatort "Heimatfront" weiter das Thema: "Trauma Afghanistan - welche Spuren...."
Zeitgleich, am 12. Juni 2012, dürfen 60 Heimkinder jahrzehnte nach ihrer qualvollen Erziehung im bayrischen Landtag von ihren Leiden berichten und bestenfalls auf finanzielle Entschädigungen und Erleichterungen in ihrer Altersarmut hoffen. Es hat einige Jahrzehnte gedauert, bis Anschuldigungen wie von einer Vergewaltigung im Beichtstuhl überhaupt erst ernst genommen, verfolgt und endlich einmal aufgeklärt und bewiesen wurden. Wieder wird sich wohl auch PTBS für zahllose Mitglieder einer Gruppe von Leidensgenossen diagnostizieren lassen.
Wie aber bewältigen andere Berufstätige ihr Arbeitsleben? Wie schaffen es U-Bahn- oder Lok-Führer zurück in ihren Fahrzeugstand, wenn sie nach dumpfen Aufschlag und Notbremsung die Überreste eines Selbstmörders unter den Rädern sehen. Wie reagieren ausgebrannte Lehrer und Erzieherinnen auf das Gekreisch von kleinen Kindern in Gruppen? Welche Spuren hinterlassen Jahrzehnte einer schwer erträglichen Arbeit oder traumatische Erlebnisse im Menschen wie bei Feuerwehrleuten, Rettungssanitätern oder Sicherheitskräften?

 Mir ist es unerklärlich, wie bei zahllosen wirklich widrigen Tätigkeiten, welche in einer arbeitsteiligen Gesellschaft anfallen, wie bei diesen widrigen Anforderungen der Arbeitswelt, ein "Bedingungsloses Grundeinkommen" also eine Rente ab Geburt ausgeschüttet werden soll.


Im Englischen Garten, in der uns umgebenden wundervollen Natur, entspannt sich der geplagte Großstadtmensch in München. Wenn die Sonne untergeht, pfercht der Hirte mit seinem Hütehund die Schafherde ein. Wenige hundert Meter weiter rollen im Feierabendverkehr Stoßstange an Stoßstange diszipliniert und konzentriert Tausende von Arbeitnehmern heimwärts.


Das verregnete Frühjahr verwandelt den Englischen Garten in eine grüne, ruhige Idylle. An Werktagen genießen Rentner und Mütter, die Hunde, Kinder oder beides ausführen, die Schönheit und Stille.


Das Wasser der Isar produziert untentwegt Strom. Schwerer Regen lässt den Fluß in kurzer Zeit schon um 12 Zentimeter auf mittlerweile 1,60 Meter anschwellen. Doch die erste Warnstufe für Hochwasser beginnt bei 2,40 Meter Wasserstand. Bayern verbindet touristische mit industriellen Höhepunkten.


Die jungen Leute verschaffen sich an ihrem Spielplatz wie bei dieser farbenprächtig verzierten Villa Kunterbunt ihre eigene Welt.


Die Umgebung von München lockt mit Wanderungen in Flußauen und Wiesenlandschaften. Biergärten und Ausfluglokale stärken ermüdete Wanderer. Aus dem Ammersee schwappt mit grün-grauer Färbung die Amper. Die wohlhabenden Vororte rund um München bilden den sogenannten Speckgürtel. Deren Bewohner nutzen die kulturellen, industriellen und geschäftlichen Angebote im Großraum München, welcher verkehrstechnisch gut vernetzt ist.

Freizeitsportler genießen den romantischen Amperradweg von Fürstenfeldbruck nach Dachau. Auch auf kleinen Booten lassen sich Flusswanderer den ruhigen Fluß hinunter treiben, ohne sich dabei groß anzustrengen.


Mehr Ruhe, als sich im Boot auf dem ruhigen Wiesenfluß Amper treiben zu lassen, kann man schwerlich im Münchener Umland erfahren.


In zahlreichen Seen rund um München lässt sich selbst ein verregneter Tag mit einem erfrischenden Bad krönen. Deutschland im allgemeinen bietet zahlreiche Sehenswürdigkeit, die als Weltkulturerbe geadelt sind. Doch daneben erinnern Gedenkstätten an den Terror der Nazi-Zeit von 1933 bis 1945. Eine zentrale Stelle des Erinnerns hat Bayern mit der KZ-Gedenkstätte in Dachau geschaffen.


Das Umfeld Münchens ist gut durch den öffentlichen Nahverkehr erschlossen. Auch die KZ-Gedenkstätte in Dachau lässt sich leich mit U-Bahn und Bussen erreichen. Zudem bietet das großzügige Parkgelände Platz für Busse, PKWs, Campingfahrzeuge und sogar für einen Fernfahrer mit seinem Lastzug aus Russland.




Der Mercedes-LKW im Vordergrund hat den Busparkplatz der KZ-Gedenkstätte Dachau als ruhigen Zwischenstop gewählt. Etwa 20 Busse bringen jeweils etwa 50 Menschen, meist Schüler, zur Gedenkstätte. An einem Werktag füllt sich so die Gedenkstätte schnell mit mehr als 1000 Besuchern.



Mehr als 20 Busse bringen neben zahlreichen jungen Leuten aus Schulklassen, Touristen aus Europa. Auch Campingbusse und Wohnwagen-Gespanne nutzen den Besucherparkplatz, um ausgeruht das umfangreiche Museums-Gelände zu besíchtigen.


Das Modell des ehemaligen KZ-Geländes gibt eine Vorstellung davon, wie auf engstem Raum zehntausende Menschen leben mussten.


Es braucht viel Zeit, das gesamte Gelände der KZ-Gedenkstätte zu ergründen.


Das Museum stellt den Zusammenhang heraus: Der rapide fallenden Welthandel von 1929 bis 1933 ging einher mit dem Aufstieg der Nazis. Derzeit zeigen die Wähler in Griechenland, mit welchen politischen Verwerfungen zu rechnen ist, wenn Menschen Not leiden.



Die Trostlosigkeit des grauenvollen Ortes wirkt noch Jahrzehnte nach der Befreiung am 29. April 1945.


Das KZ in Dachau diente als Prototyp der nachfolgenden Terror-Anlagen. Wiki berichtet, dass dort 200.000 Gefangene um ihr Leben kämpften. 43.000 Menschen sind dort getötet worden. Der Wind muss den Gestank verbrannter Körper über die kleine Stadt Dachau getragen haben.


Der Nazi-Terror von Dachau wie der anderen KZs war gefürchtet. Die Menschen, die wohl viel ahnten, aber wenig wussten, raunten sich eingeschüchtert und verängstigt zu: "Lieber Gott mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau kumm."


Mittlerweile sind die Mehrzahl der Besucher junge Leute. Schüler sollen sich zumindest bei den Ausflügen nach Dachau eine Ahnung davon erarbeiten, dass in den dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte das Volk der Dichter und Denker zu einem Volk der Richter und Henker pervertierte.


Wer damals den Todesstreifen zur KZ-Umzäunung betrat, den haben SS-Schergen aus den Wachtürmen beschossen. Wer es trotz der Schüsse bis zum Zaun schaffte, der starb in den Drähten, die Hochspannung führten. Doch auch wer es wagte, von außen über den Zaun zu blicken, riskierte zumindest seine Freiheit. Wer seine Freiheit aber in dem KZ verloren hatte, hatte schnell sein Leben verwirkt.

Da mittlerweile wieder deutsche Soldaten unsere Freiheit, mittlerweile an der zum Hindukusch vorgeschobenen Ost-Grenze verteigen, sind PTBS-Schicksale sowie die tödliche Tragödie von gefallenen Soldaten unausweichlich. Der Bundespräsident Joachim Gauck beklagt, dass "glücksüchtige" Zivilisten, den Opfermut unserer Soldaten nicht genug würdigen.


Bundespräsident Joachim Gauck spricht den Offizieren in der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg Mut zu und mahnt an, unseren Kriegern und Kämpfern mehr Ehre zu erweisen und unsere Gefallenen doch wieder mutiger und mannhafter zu ertragen, auch wenn es schwer fällt:

"Dass es wieder deutsche Gefallene gibt, ist für unsere glücksüchtige Gesellschaft schwer zu ertragen", meint Bundespräsident Joachim Gauck.

Dies kommentiert gekonnt und professionell Albrecht Müller von den Nachdenkseiten, welcher in kürzester Zeit vor der Wahl von Gauck seine Erfahrungen mit dem Mann in einem Buch veröffentlichte.



Albrecht Müller analysiert in seinen Nachdenkseiten die denkwürdigen Auslassung Joachim Gauck.

Soweit meine Gedanken zum Thema PTBS, welche sich mindern und lindern ließen, wenn Menschen mehr PRÄ Traumatischen Belastungsstörungen bedenken oder zumindest im Voraus ahnen. Doch nach solchen Ahnungen sein Leben einzurichten und also zu ändern, wer schafft das schon? Es werden wohl mehr und mehr mit PTBS zurecht kommen müssen.

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