Polen zeigt sich uns am letzten Tag der Durchreise von seiner schönsten Seite. Doch wir fiebern schon dem nächsten baltischen Land, Litauen, entgegen. Dort erleben wir schon am unserem zweiten Tag in dem "Land des Regens", wie sich der Landesname übersetzt, ein mächtiges Gewitter. Doch da wir auf Betonboden übernachten, erleichert dies das Fortkommen.
Wir verlassen den herrlichen Sonntagshafen bei Gizycko/Wilkasi. Dort gab es vom Hafen her ein offenes Internet. Das mogentliche Bad im masurischen See erfrischt, ein kleines Kaufhaus versorgt uns für die Weiterfahrt.
Am Hafen von Wilkasi nächtigen wir bei Gitarrenklängen jugendlicher Wandervögel. Um die Stadt zu verlassen mühen wir uns mit Karte und Navi, die kürzeste Strecke nach Suwalki in Richtung zur Grenze nach Litauen zu finden. Dem Navi allein ist nicht zu trauen. Die Karte muss uns unterstützen. Das geht nur, wenn Mima fährt. Sie selbst mag während der Fahrt nicht Karten studieren. Auf dem kürzesten Weg kommen wir in Suwalki an und haben uns ein köstliches Mittagessen verdient.
Wieder sitzen wir mit dem schönen Blick auf einen See mitten in der Stadt. Boote ziehen ihre Kreise. Die Forelle kostet zwar auch fünf Euro, doch das Omlett mit Pilzen gibt es schon für 1,50 Euro, mit Getränken zahlen wir 10 Euro.
Wir schlendern durch die Stadt mit ihren oft bescheidenen Hütten. Eine roh gezimmerte Hollywood-Schaukel finden wir besonders gut gelungen.
Diese bescheidene Hütte mit dem Zugbrunnen im Garten ist zumindest nicht von der öffentlichen Wasserversorgung abhängig.
Die meisten Fahrzeuge entsprechen unserem Standard, ältere Modelle, aber durchweg gut gepflegt. Häufiger als wirkliche Raritäten wie diesen grünen Wellblech-Transporter sieht man luxuriöse Limousinen oder Mercedes SLK-Sportwagen, selbst auf Campingplätzen.
Nach dem Essen ruhen wir nach knapp 10 Kilometern an einem absolut ruhigen Wald- und Wiesen-Campingplatz aus: Folwark. Mima durchpflügt die Fluten, andere kommen mit ihren Paddelbooten und Zelten.
Der Platz über dem See tut uns mit seiner Ruhe gut. Endlich mal eine Nacht ohne trampelnde Techno-Bässe, die über den Platz schallen.
Nun gut: Der Platz kostet keine acht Euro pro Nacht. Dafür kann man keine erstklassige Sanitäranlage verlangen. Immerhin fließt Wasser aus der Leitung, Warmwasser ist allerdings auf dem Platz noch nicht erfunden.
Im Mittelalter durch Feuer, im Ersten und Zweiten Weltkrieg durch Beschuß zerstört, immer wieder aufgebaut, diente der Bau auch dem Polnischen Papst als Unterkunft.
In der Kirche bewundern wir Meter hohe Gemälde, aus denen mehr noch als die Farben die Gefühle beeindrucken. Die Kirche versteht ihr Geschäft der Massenbeeinflussung.
Der Blick von dem Klosterturm über diese herrliche Landschaft zeigt, an welchen wundervollen Plätzen die Mönche sich es gut gehen ließen.
Bevor noch die Dämmerung über den Platz fällt, vertreiben wir schon die Mücken mit dem Rauch vom Feuer.
Die Grenze von Polen nach Litauen durchfahren wir ohne weitere Formalitäten, als allein Geld zu wechseln.
Unsere erste Nacht in Litauen verbringen wir am Yachthaven am Meer von Kaunas. Der Preis erscheint uns zwar teuer, doch dafür dürfen wir morgens im Hotelzimmer duschen und Wasser aufnehmen.
Die 10-Kilometer Radtour vom Yachthafen am Stausee-Meer in Kaunas zum Centrum ist eine große nervliche und körperliche Strapaze. Die Autos fahren ungewohnt schnell, so dass wir auf den Bürgersteig ausweichen. Doch dieser endet vor Kreuzungen mit hohen Bordsteinkanten, die zum Absteigen zwingen. Der Straßenlärm nervt.
Die orthodoxe Kirche von 1891 hat die Katholische Konkurrenz 1919 gekauft, bei den Sowjets wurde das Haus 1962 ein Museum, inzwischen bieten dort wieder Priester katholische Messen an.
Die meisten jungen Damen in Kaunas schmücken sich mit langen Haaren. Doch die Fußgängerzone zeigt für unsere Verhältnisse wenig Publikum.
Leider fehlt am späten Nachmittag die Sonne hier auf dem Rathausplatz. Zudem müssen wir die Uhr eine Stunde vorstellen, was den Abend noch früher kommen lässt.
In Kaunas fließen Nemunas und Neris zusammen. Anfangs finden wir einen ruhigen Radweg am Fluß aufwärts Richtung Yachthafen zurück. Später müssen wir uns dann doch noch mal den Weg mit den Autos teilen, besonders eng auf der Straße über die Staumauer, welche das Kaunasser-Meer von den Wassern des Nemunas bildet.
Die morgentliche Weiterfahrt belohnt uns wieder mit Sonnenschein. 60 Kilometer weiter in Kédaininai stoßen wir auf ein von alters her unzerstörtes Städtchen, in dem die Kirchen vieler verschiedener Religionen einträglich betrieben wurden.
Besonders fasziniert uns diese Holzkirche von 1766, welche die Sowjets als Kaufhaus betrieben, bevor die Popen 1991 ihre Heilsbetrieb wieder aufnehmen konnten.
Es ist schwer, sich der Wirkung von sakralem Schleim und Schund zu entziehen. Gleich wie die Gespenster in der Geisterbahn so wirken die Heiligkeitsingredenzien auf ein empfindsamen Gemüt.
Immer noch in Kédainiai reicht unsere Kraft noch für diesen orthodoxen Tempel, Synagoge und Minarett zu besichtigen schaffen wir nicht mehr.
Dafür lassen wir uns noch im Verwaltungsgebäude von einer Ausstellung künstlerischer Holzschnitzerei bezaubern.
Die Mutter aller Eulen glotzt uns gleich mit ihren Jungen im Gefieder aus großen Augen an.
Man möchte garnicht wissen, was der Schöpfer dieser Drachenfigur nachts träumt.
Gleich in einem Meer von Seepflanzen, Fischen liegt schrägt ein Taucher mit seinen Flossen.
Auf dem Gelände der Firma Midene übernachten wir in einer ruhigen Straße.
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Unverkennbar signalisiert das Beton-Denkmal in Panevezys: Auch Litauen hielten die Sowjets über Jahrzehnte besetzt.
Für Menschen, die sich mit dem Regime nicht arrangieren konnten, klang der Name der Beton-Plastik wie Hohn: "Song of Freedom". Doch als Reisende so frei wie die Kasse reicht, ziehen wir weiter Richtung Osten. Bei wechselndem Wetter, einem heftigen Hagelschauer eingeschlossen, überqueren wir nach etwa 60 Kilometern die Grenze zu Lettland. 20 Kilometer hinter der Grenze, wechseln wir in Bauska Geld, kaufen Proviant und schlagen dort unser Nachtquartier auf.
In Bauska stehen wir allein auf weiter Flur. Wir genießen noch ein Naturschwimmbad im Teich. Entsetzt hüpfen die Frösche ins Wasser.
Weil der Burgwächter seinen Turm um 19.00 Uhr abschließt. umrunden wir das renovierte Bauwerk. Dies umrahmt die beiden Flüsse Memele und Musa, die wir nicht von des Turmes Zinnen sondern nur auf der Karte überblicken. Nachdem sich Memele und Musa vereint haben, setzen die Fluten unter dem Namen Lielupe ihre Reise fort.
Manche Gebäude in Bauska brauchen eine grundlegende Sanierung. Doch die Untergehende Sonne lässt den Reiz des alten Verwaltungsgebäudes ahnen. Ein Denkmal bei der Burg erinnert an Unterdrückung von 1940 bis 1990, wobei Stalins Schergen mit ihren Opfern nicht viel besser umgegangen sind als die Nazis.
Auch die lutherische Kirche von 1591 hat sichtlich schon bessere Tage erlebt. Wir kehren von unserer abendlichen Stadttour in unser trautes Heim zurück. Der Sonneschein nach dem hagelnden Gewitter am Nachmittag hat unseren Raum noch um 10 Grad wärmer aufgeheizt als die mittlerweile 14 Grad kalte Abendluft. Das Straßenschild verrät, dass es bis Riga noch 66 Kilometer weit sind. Bei Anbruch der Nacht brummt noch eine schwer bepackte BMW auf den Platz. Beim Schein ihrer Stirnlampen bauen zwei junge Tschechen ihr Zelt auf, bevor das junge Paar sich in ihr Wigwam verrollt.
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Riga, Märchenstadt an der Daugava
Wir sind nun noch keine 12 Stunden in Riga. Doch die Wunder dieser Stadt übertreffen noch die von Danzig. Auf der etwa 80 Kilometer weiten Fahrt von Bauska sahen wir wenig mehr als bewaldetes, bewirtschaftetes Land. Dies fruchtbare südliche Lettland, Zemgale genannt, gilt als Kornkammer des Landes. Ein Haus in weiter Flur oder im Wald durchbricht kilometerlange menschenleere Einsamkeit. Solche Gebäude sind mit eigener Bushaltestelle dann an den Nahverkehr angeschlossen. Zuerst laufen wir in Riga das ethnographische Freilichtmuseum an.
Ein findiger Kopf hatte 1924 die Idee zu diesem großartigen Park. Seit dieser Zeit haben die Kuratoren bald 125 Exponate auf einem annähernd 80 Hektar großen Gelände am See und im Wald gesammelt, aufgebaut und gepflegt. Unvorstellbare Schätze handwerklicher Kunst finden so eine würdige Heimstatt, einfache Dinge ländlicher Alltäglichkeit wie Häuser, Zäune, Geräte. Seit Jahrhunderten näherten sich die Menschen von Ackerbau, Viehzucht und Handwerk.
Die Gebäude veranschaulichen dieses einfache Leben in den vergangenen Jahrhunderten. Von etwa 1750 bis 1924 bücken wir uns unter die niedrigen Türpfosten, um winklige Hütten in verschiedenen Formen zu bestauen. Ohne der Kälte mit Fensterluken Angriffsflächen zu bieten, geht man vom sandigen Grasland über einen Stein ins Haus. Solange der Ofen oder die Feuerstelle die Holzhütten wärmten, ließ sich wohl Sturm, Schnee und Winter überstehen.
Noch eine der modernsten Maschine im Museum war diese Korn dreschende Lokomotive aus dem vorindustriellen England Mitte des 18. Jahrhunderts. Vorfahren dieser modernen Zeiten ließen ein Pferd unter einem ausladenden Vordach den Mühlstein drehen, eben in einer Pferdemühle.
Die Schäfer, Hirten, Bauern begnügten sich im Sommer gar mit einem Haus aus Holzstangen. Dort brauten sie ihr Bier, hockten um ihre Feuerstelle, verspeisten Brot, Speck, Käse, Pilze, Beeren und kräuter. Ein Leben in und mit und aus der Natur bringt das Freilichtmuseum dem Betrachter nahe:
www.brivdabasmuzejs.lv
Die Funktion selbst eines komplexes, technisches Gebäude erklärt sich anschaulich aus den Bauelementen.
Die kleine Kapelle lädt zur Inneren Einkehr. Wenn sich in ihr allerdings gerade mal zwei Menschen treffen, reicht der Raum kaum für beide.
Grenzenlos dagegen erscheint der Raum zwischen Himmel, Wasser und Erde. Dort grenzt das Freilichtmuseum an diesen See, auf dem sich Seerosen sanft wiegen. Selten schreckt die Stille ein springender Fisch.
In unserer fast vierstündigen Exkursion durch die beeindruckende Museumslandschaft versorgt uns das kleine Kaffee mit einer vegetarischen Käsesuppe, Hering mit Kartoffeln und Quark, Kaffee und frisch gepflückten, wilden Blaubeeren.
Einen Badezuber an glühend heißen Steinen würde mir als Saunalandschaft direkt neben dem frischen Tümpel auch sehr, sehr gut gefallen und gut tun.
Doch leider bleibt der Ofen so kalt wie das Wasser im Tümpel vor dieser Saunalandschaft. So bleibt und badet allein der Froschkönig in seinem Reich, umrankt und umrahmt von Wasserpflanzen.
Mima-Steffi, spürt überall Beute für ihren Weihnachtsmarkt auf. Bei diesem alten Russen kauft sie Kreisel, welche der alte Handwerker kunstvoll auf seiner von Füßen getriebenen Werkbank in einer Hütte des Freiluft-Museums dreht.
Vom Freilicht-Museum kämpfen wir uns etwa 16 Kilometer durch den Stadtverkehr von Riga. Von unserem Quartier bei dem City-Camping gelangen wir in knapp 10 Minuten über die Daugava-Brücke in die bezaubernde Altstadt, wo uns zahllose neue Wunder erwarten.
Schon der erste Blick von der Brücke auf die Altstadt verspricht mit dem herrlichen Panorama eine begeisternde Zeit.
Wegen der sich gleichsam aneinander schmiegenden Giebel nennen sich diese Häuser: Drei Brüder.
Ab 19.00 Uhr lauschen wir im Dom den Klängen einer der Welt größten Orgel. Der Schall bricht sich an den Wänden des hohen Kirchenschiffs, dass berauschen lassen.
Selbst noch nach 20.00 Uhr, nach dem Konzert, verraten die bezauberten Bauten im Abendlicht ohne Sonne sogar noch gleichsam einen mystischen Reiz.
Nach dem Orgelkonzert im Dom musizieren Bläser und Schlagzeug auf dem Marktplatz in hoher Kunstfertigkeit.
Die Stadt erscheint mir am ersten Abend zauberhafter als alle Städte jemals zuvor. Die Menschen drängen sich nicht gerade in den Lokalen. Die Frauen zeigen sich in kurzen Sommerkleidern, manche mit nackten Armen. Die Finnen im WoMo auf dem Campingplatz feiern die Sommerwärme am Abend des 24. Augusts. Mir ist bei 15 Grad Celsius einfach zu kalt.
Doch eines bleibt anderntags im Grau von Regen, hungrig und müde, wie es immer ist: Es ist, wie es ist - und bestenfalls wird es nicht schlimmer.
Wir verlassen den herrlichen Sonntagshafen bei Gizycko/Wilkasi. Dort gab es vom Hafen her ein offenes Internet. Das mogentliche Bad im masurischen See erfrischt, ein kleines Kaufhaus versorgt uns für die Weiterfahrt.
Am Hafen von Wilkasi nächtigen wir bei Gitarrenklängen jugendlicher Wandervögel. Um die Stadt zu verlassen mühen wir uns mit Karte und Navi, die kürzeste Strecke nach Suwalki in Richtung zur Grenze nach Litauen zu finden. Dem Navi allein ist nicht zu trauen. Die Karte muss uns unterstützen. Das geht nur, wenn Mima fährt. Sie selbst mag während der Fahrt nicht Karten studieren. Auf dem kürzesten Weg kommen wir in Suwalki an und haben uns ein köstliches Mittagessen verdient.
Forellen sind mein Leibgericht, hier in einem Restaurant in Suwalki mit Seeblick.
Wieder sitzen wir mit dem schönen Blick auf einen See mitten in der Stadt. Boote ziehen ihre Kreise. Die Forelle kostet zwar auch fünf Euro, doch das Omlett mit Pilzen gibt es schon für 1,50 Euro, mit Getränken zahlen wir 10 Euro.
Wir schlendern durch die Stadt mit ihren oft bescheidenen Hütten. Eine roh gezimmerte Hollywood-Schaukel finden wir besonders gut gelungen.
Diese bescheidene Hütte mit dem Zugbrunnen im Garten ist zumindest nicht von der öffentlichen Wasserversorgung abhängig.
Die meisten Fahrzeuge entsprechen unserem Standard, ältere Modelle, aber durchweg gut gepflegt. Häufiger als wirkliche Raritäten wie diesen grünen Wellblech-Transporter sieht man luxuriöse Limousinen oder Mercedes SLK-Sportwagen, selbst auf Campingplätzen.
Nach dem Essen ruhen wir nach knapp 10 Kilometern an einem absolut ruhigen Wald- und Wiesen-Campingplatz aus: Folwark. Mima durchpflügt die Fluten, andere kommen mit ihren Paddelbooten und Zelten.
Der Platz über dem See tut uns mit seiner Ruhe gut. Endlich mal eine Nacht ohne trampelnde Techno-Bässe, die über den Platz schallen.
Nun gut: Der Platz kostet keine acht Euro pro Nacht. Dafür kann man keine erstklassige Sanitäranlage verlangen. Immerhin fließt Wasser aus der Leitung, Warmwasser ist allerdings auf dem Platz noch nicht erfunden.
Im Mittelalter durch Feuer, im Ersten und Zweiten Weltkrieg durch Beschuß zerstört, immer wieder aufgebaut, diente der Bau auch dem Polnischen Papst als Unterkunft.
In der Kirche bewundern wir Meter hohe Gemälde, aus denen mehr noch als die Farben die Gefühle beeindrucken. Die Kirche versteht ihr Geschäft der Massenbeeinflussung.
Der Blick von dem Klosterturm über diese herrliche Landschaft zeigt, an welchen wundervollen Plätzen die Mönche sich es gut gehen ließen.
Bevor noch die Dämmerung über den Platz fällt, vertreiben wir schon die Mücken mit dem Rauch vom Feuer.
Die Grenze von Polen nach Litauen durchfahren wir ohne weitere Formalitäten, als allein Geld zu wechseln.
Unsere erste Nacht in Litauen verbringen wir am Yachthaven am Meer von Kaunas. Der Preis erscheint uns zwar teuer, doch dafür dürfen wir morgens im Hotelzimmer duschen und Wasser aufnehmen.
Die 10-Kilometer Radtour vom Yachthafen am Stausee-Meer in Kaunas zum Centrum ist eine große nervliche und körperliche Strapaze. Die Autos fahren ungewohnt schnell, so dass wir auf den Bürgersteig ausweichen. Doch dieser endet vor Kreuzungen mit hohen Bordsteinkanten, die zum Absteigen zwingen. Der Straßenlärm nervt.
Die orthodoxe Kirche von 1891 hat die Katholische Konkurrenz 1919 gekauft, bei den Sowjets wurde das Haus 1962 ein Museum, inzwischen bieten dort wieder Priester katholische Messen an.
Die meisten jungen Damen in Kaunas schmücken sich mit langen Haaren. Doch die Fußgängerzone zeigt für unsere Verhältnisse wenig Publikum.
In Kaunas fließen Nemunas und Neris zusammen. Anfangs finden wir einen ruhigen Radweg am Fluß aufwärts Richtung Yachthafen zurück. Später müssen wir uns dann doch noch mal den Weg mit den Autos teilen, besonders eng auf der Straße über die Staumauer, welche das Kaunasser-Meer von den Wassern des Nemunas bildet.
Die morgentliche Weiterfahrt belohnt uns wieder mit Sonnenschein. 60 Kilometer weiter in Kédaininai stoßen wir auf ein von alters her unzerstörtes Städtchen, in dem die Kirchen vieler verschiedener Religionen einträglich betrieben wurden.
Besonders fasziniert uns diese Holzkirche von 1766, welche die Sowjets als Kaufhaus betrieben, bevor die Popen 1991 ihre Heilsbetrieb wieder aufnehmen konnten.
Es ist schwer, sich der Wirkung von sakralem Schleim und Schund zu entziehen. Gleich wie die Gespenster in der Geisterbahn so wirken die Heiligkeitsingredenzien auf ein empfindsamen Gemüt.
Immer noch in Kédainiai reicht unsere Kraft noch für diesen orthodoxen Tempel, Synagoge und Minarett zu besichtigen schaffen wir nicht mehr.
Dafür lassen wir uns noch im Verwaltungsgebäude von einer Ausstellung künstlerischer Holzschnitzerei bezaubern.
Die Mutter aller Eulen glotzt uns gleich mit ihren Jungen im Gefieder aus großen Augen an.
Man möchte garnicht wissen, was der Schöpfer dieser Drachenfigur nachts träumt.
Gleich in einem Meer von Seepflanzen, Fischen liegt schrägt ein Taucher mit seinen Flossen.
Unser nächstes Reiseziel ist Panevézys. Dort bezieht Mima von der Firma midene.lt für ihren Weihnachtsmarkt Licht- und Räucherhäuschen. Die in Handarbeit gefertigten Kunstwerke werden zweimal in großen Öfen gebrannt.
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Unverkennbar signalisiert das Beton-Denkmal in Panevezys: Auch Litauen hielten die Sowjets über Jahrzehnte besetzt.
Für Menschen, die sich mit dem Regime nicht arrangieren konnten, klang der Name der Beton-Plastik wie Hohn: "Song of Freedom". Doch als Reisende so frei wie die Kasse reicht, ziehen wir weiter Richtung Osten. Bei wechselndem Wetter, einem heftigen Hagelschauer eingeschlossen, überqueren wir nach etwa 60 Kilometern die Grenze zu Lettland. 20 Kilometer hinter der Grenze, wechseln wir in Bauska Geld, kaufen Proviant und schlagen dort unser Nachtquartier auf.
In Bauska stehen wir allein auf weiter Flur. Wir genießen noch ein Naturschwimmbad im Teich. Entsetzt hüpfen die Frösche ins Wasser.
Weil der Burgwächter seinen Turm um 19.00 Uhr abschließt. umrunden wir das renovierte Bauwerk. Dies umrahmt die beiden Flüsse Memele und Musa, die wir nicht von des Turmes Zinnen sondern nur auf der Karte überblicken. Nachdem sich Memele und Musa vereint haben, setzen die Fluten unter dem Namen Lielupe ihre Reise fort.
Manche Gebäude in Bauska brauchen eine grundlegende Sanierung. Doch die Untergehende Sonne lässt den Reiz des alten Verwaltungsgebäudes ahnen. Ein Denkmal bei der Burg erinnert an Unterdrückung von 1940 bis 1990, wobei Stalins Schergen mit ihren Opfern nicht viel besser umgegangen sind als die Nazis.
Auch die lutherische Kirche von 1591 hat sichtlich schon bessere Tage erlebt. Wir kehren von unserer abendlichen Stadttour in unser trautes Heim zurück. Der Sonneschein nach dem hagelnden Gewitter am Nachmittag hat unseren Raum noch um 10 Grad wärmer aufgeheizt als die mittlerweile 14 Grad kalte Abendluft. Das Straßenschild verrät, dass es bis Riga noch 66 Kilometer weit sind. Bei Anbruch der Nacht brummt noch eine schwer bepackte BMW auf den Platz. Beim Schein ihrer Stirnlampen bauen zwei junge Tschechen ihr Zelt auf, bevor das junge Paar sich in ihr Wigwam verrollt.
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Riga, Märchenstadt an der Daugava
Wir sind nun noch keine 12 Stunden in Riga. Doch die Wunder dieser Stadt übertreffen noch die von Danzig. Auf der etwa 80 Kilometer weiten Fahrt von Bauska sahen wir wenig mehr als bewaldetes, bewirtschaftetes Land. Dies fruchtbare südliche Lettland, Zemgale genannt, gilt als Kornkammer des Landes. Ein Haus in weiter Flur oder im Wald durchbricht kilometerlange menschenleere Einsamkeit. Solche Gebäude sind mit eigener Bushaltestelle dann an den Nahverkehr angeschlossen. Zuerst laufen wir in Riga das ethnographische Freilichtmuseum an.
Ein findiger Kopf hatte 1924 die Idee zu diesem großartigen Park. Seit dieser Zeit haben die Kuratoren bald 125 Exponate auf einem annähernd 80 Hektar großen Gelände am See und im Wald gesammelt, aufgebaut und gepflegt. Unvorstellbare Schätze handwerklicher Kunst finden so eine würdige Heimstatt, einfache Dinge ländlicher Alltäglichkeit wie Häuser, Zäune, Geräte. Seit Jahrhunderten näherten sich die Menschen von Ackerbau, Viehzucht und Handwerk.
Die Gebäude veranschaulichen dieses einfache Leben in den vergangenen Jahrhunderten. Von etwa 1750 bis 1924 bücken wir uns unter die niedrigen Türpfosten, um winklige Hütten in verschiedenen Formen zu bestauen. Ohne der Kälte mit Fensterluken Angriffsflächen zu bieten, geht man vom sandigen Grasland über einen Stein ins Haus. Solange der Ofen oder die Feuerstelle die Holzhütten wärmten, ließ sich wohl Sturm, Schnee und Winter überstehen.
Noch eine der modernsten Maschine im Museum war diese Korn dreschende Lokomotive aus dem vorindustriellen England Mitte des 18. Jahrhunderts. Vorfahren dieser modernen Zeiten ließen ein Pferd unter einem ausladenden Vordach den Mühlstein drehen, eben in einer Pferdemühle.
Die Schäfer, Hirten, Bauern begnügten sich im Sommer gar mit einem Haus aus Holzstangen. Dort brauten sie ihr Bier, hockten um ihre Feuerstelle, verspeisten Brot, Speck, Käse, Pilze, Beeren und kräuter. Ein Leben in und mit und aus der Natur bringt das Freilichtmuseum dem Betrachter nahe:
www.brivdabasmuzejs.lv
Die Funktion selbst eines komplexes, technisches Gebäude erklärt sich anschaulich aus den Bauelementen.
Die kleine Kapelle lädt zur Inneren Einkehr. Wenn sich in ihr allerdings gerade mal zwei Menschen treffen, reicht der Raum kaum für beide.
Grenzenlos dagegen erscheint der Raum zwischen Himmel, Wasser und Erde. Dort grenzt das Freilichtmuseum an diesen See, auf dem sich Seerosen sanft wiegen. Selten schreckt die Stille ein springender Fisch.
In unserer fast vierstündigen Exkursion durch die beeindruckende Museumslandschaft versorgt uns das kleine Kaffee mit einer vegetarischen Käsesuppe, Hering mit Kartoffeln und Quark, Kaffee und frisch gepflückten, wilden Blaubeeren.
Einen Badezuber an glühend heißen Steinen würde mir als Saunalandschaft direkt neben dem frischen Tümpel auch sehr, sehr gut gefallen und gut tun.
Doch leider bleibt der Ofen so kalt wie das Wasser im Tümpel vor dieser Saunalandschaft. So bleibt und badet allein der Froschkönig in seinem Reich, umrankt und umrahmt von Wasserpflanzen.
Mima-Steffi, spürt überall Beute für ihren Weihnachtsmarkt auf. Bei diesem alten Russen kauft sie Kreisel, welche der alte Handwerker kunstvoll auf seiner von Füßen getriebenen Werkbank in einer Hütte des Freiluft-Museums dreht.
Vom Freilicht-Museum kämpfen wir uns etwa 16 Kilometer durch den Stadtverkehr von Riga. Von unserem Quartier bei dem City-Camping gelangen wir in knapp 10 Minuten über die Daugava-Brücke in die bezaubernde Altstadt, wo uns zahllose neue Wunder erwarten.
Schon der erste Blick von der Brücke auf die Altstadt verspricht mit dem herrlichen Panorama eine begeisternde Zeit.
Wegen der sich gleichsam aneinander schmiegenden Giebel nennen sich diese Häuser: Drei Brüder.
Ab 19.00 Uhr lauschen wir im Dom den Klängen einer der Welt größten Orgel. Der Schall bricht sich an den Wänden des hohen Kirchenschiffs, dass berauschen lassen.
Selbst noch nach 20.00 Uhr, nach dem Konzert, verraten die bezauberten Bauten im Abendlicht ohne Sonne sogar noch gleichsam einen mystischen Reiz.
Nach dem Orgelkonzert im Dom musizieren Bläser und Schlagzeug auf dem Marktplatz in hoher Kunstfertigkeit.
Die Stadt erscheint mir am ersten Abend zauberhafter als alle Städte jemals zuvor. Die Menschen drängen sich nicht gerade in den Lokalen. Die Frauen zeigen sich in kurzen Sommerkleidern, manche mit nackten Armen. Die Finnen im WoMo auf dem Campingplatz feiern die Sommerwärme am Abend des 24. Augusts. Mir ist bei 15 Grad Celsius einfach zu kalt.
Doch eines bleibt anderntags im Grau von Regen, hungrig und müde, wie es immer ist: Es ist, wie es ist - und bestenfalls wird es nicht schlimmer.
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