Dienstag, 1. Januar 2013

Happy New Year, Hallelujah - Helau!

Der volle Mond steht über Bamberg. Zwischen Himmel und Erde schieben sich feine Wolken, durch die breit der Mond grinst. Es war einen ganzen Tag trocken, sogar sonnig. Dennoch bleibt diese Wunde bis tief in die Nacht: Unser Freund Uwe starb wie meine Tochter Esther an Krebs. Er mit 51, sie mit 30 Jahren.


Ein Gedächtnisgang durch Bamberg führt mich zu Uwes Stammkneipe: Pelikan. Bei einem kleinen Salat ist es deutlich zu fühlen: Die Verstorbenen wollen nicht unsere Trauer, sie wollen unser Leben, unsere Gesundheit und Glück - ganz.

Zumindest hat mir meine Tochter einen trostreichen Schwiegersohn hinterlassen! Der Mann meint nämlich:

"Therapie gefällig? Biete HausstauballergikerInnen Desensibilisierungstraining an, Keller und Dachboden haben hier einiges zu bieten, ähnliches für SpinnenphobikerInnen und/oder TierschützerInnen: die kleine schwarze im Bad mit ihrer Familie möchte nach draußen ... , bevor der Staubsauger kommt !

Damit die Außerirdischen besser mit dem bewußt Unterbewußten kommunizieren können, sollten die Fenster auch blitzen und mal wieder lichtdurchlässig werden. Im Garten danach bitte ein Stonehenge-Modell aus Flußsteinen errichten, die ihr bitte auf Schlitten hierher mitbringt - das lädt euch sicher super wieder auf und gibt garantiert gute Schwingungen ( und das ohne Aufschlag!)

Hinweis: Kehren und Putzen ist eine sehr karmafördernde Art der Mediation .... zur Belohnung gibt es neben den wertvollen Energien dann wohlfeile Sprüche und Lakritztee , ach ja, die Tassen sollten dann auch noch gereinigt werden...  

Falls BodenlegerInnen da sein sollten: Für mondgeschlagenes Eichenholz von Lebensorten Heiliger (St. Sebald,St. Lorenz) ist auch noch Platz. Für den Rest: Wir sehen uns 2013 beim Familienstellen ;-) Guten Rutsch."


Nun knallen die Feuerwerkkörper über Bamberg. Eine Nacht gab uns der lauschige Platz in Baunach ein nächtliches Ruhe-Refugium. Kloster Banz bei Staffelstein haben wir uns angesehen. Der Main schwappt über die Ufer. Der Regen will nicht aufhören. Kalter Wind. Nasse Sachen trocknen im Wagen. Nässe schlägt sich an den Frontscheiben nieder. Bevor wir fahren, wischen wir Kaffeetassen voller Wasser von den Frontscheiben.


Der letzte Tag im Dezember, der letzte Tag im Jahr lässt gar einen Hauch Abendrot über "Kloster Banz" erkennen. Unser Ausflug nach Staffelstein lässt uns weitere Wunder schauen.


Was alternde Freunde berichten, betrifft entweder den Körper oder die Kasse. Ähnliche Themen besprechen sich Vertraute der Grauhaar-Fraktion oftmals in Saunen. Junge Menschen kennen davon wenig bis nichts. Das Alter lehrt mehr über Gesundheit, Krankheit und Tod. Krebs breitet sich aus. Wen mit 70 Jahren in vergleichsweisen bescheidenen Verhältnissen die Diagnose Krebs trifft, fällt weitgehend raus aus dem Rattenrennen. Ein zahnärztlicher Kostenvoranschlag über 12.000 Euro steigert in der Situation eben nicht mehr das Bruttosozialprodukt. Anstatt mit einem für vierstellige Beträge renovierten Gebiß ins Gras zu beißen, lässt man seine Altersersparnisse doch lieber und auch besser beim benachbarten Gastwirt. Für solche Summen lassen sich bei Wein, Schnaps, Bier in Geselligkeit schon einige Zeit alle Sorgen vergessen.


Im Sommer schaukelte mich eine launige Flussfahrt im Gummiboot von Staffelstein bis Bamberg. Nach der langen Regenzeit im Dezember stehen die Bäume jetzt im Wasser. Der Strom zeigt sich eher ungemütlich, launisch und schnell.

Wo die Eliten Geld ungehindert drucken, verteilen und sich zuteilen lassen, entwertet die Inflation den Geldwert. Wo sich Menschen hemmungslos vermehren, verliert sich das Leben in Kriegen und Bürgenkriegen. Es ist schon fast ein Gebot christlicher Nächstenlieben, den Diktatoren für ihr Mordsgeschäft geeignetes Kriegsgerät zu liefern. Schließlich ist es im dritten Jahrtausend unzumutbar, dass sich die Menschen gegenseitig noch mit Krummschwert und Säbel meucheln. Das moderne Massen-Gemetzel ist da schon längst weiter, schneller und höher in der Effektivität.




"Gefällt-Mir" drückt ein infantiles Facebook-Bübchen sein Knöpfchen,  "Gefällt-Mir" meint der Manager wie der Hartz-IVer, wenn das Schmieröl der Saudis die Wissengesellschaft des Westens feist fettet. So tauscht technisch-industriller Hoch- und Sachverstand seine Mordswaffen gegen dringend benötigte Rohstoffe.


Die "politische Ideologie" eines Klugscheisser-Bübchen bei Facebook.

Die Gebärfähigkeit und -freude alternder Akademiker der Wissenseliten reicht nicht, ausreichend junge Soldaten für die Schlacht zu liefern. Trotz Herd- oder Wurf-Prämie, selbst mit Mutterkreuz nicht einmal, werden die gut ausgebildeten Eliten nicht im mindestens ausreichend Humankapital produzieren, um sich gegenseitig zu metzeln. Die Wissens- und Industrie-Elite bastelt bessere Drohnen, um chirurgisch genau den Altbösen Feind zu treffen - und niemanden sonst. Gebären auf Sozialamtkasse überlässt die Dame-im-Grünen dann doch lieber dem Prekariat.


Die Sakralbauten von Kloster Banz eignen sich vortrefflich als repräsentative Versammlungsstätte für das politische Führungspersonal im Freistaat. Hier treffen sich CSU-Granden zu regelmäßigen Gesprächen.


"Blind in die Apokalypse" titelt Prof. Harald Welzer in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 31. 12. auf prominenten Platz im Mantelteil auf der zweiten Seite. Weiter weiß der Wissenschaftler: "Nehmen wir den bizarren Befund, dass auf der ersten internationalen Klimakonferenz 1995 in Berlin ganze 757 Deligierte um ein verbindliches Klimaabkommen stritten, während es 2012 in Doha 17000 (plus 7000 Vertreter von NGOs plus 1500 Journalisten) waren: Da zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass in vierzig Jahren lediglich eine einzige Veränderung im wirschaftlichen Betriebssystem eingetreten ist: Neben die traditionelle Industrie ist eine Besorgnisindustrie getreten, mit Organisationen, Karrieremustern, Wachstumsraten und allem Drum und Dran. Sie funktioniert ganz hervorragend, gerade weil sie die Kreise des Normalbetriebs nicht stört, sondern friedvoll parallel zu ihm läuft."

Friedlich, schiedlich,niedlich, gütlich, immer noch leben wir, immerhin leben wir noch in der Beste aller Welten. Wer sich, wie der Professor Welzer Sinn stiftend müht, kassiert zur Besoldung noch sein Zeilenhonorar bei der SZ, eben auch ein Vertreter der Besorgnisindustrie. Ebenso arbeiten Lobbyisten der Besorgnisindustrie unermüdlich daran, den Sozialetat nicht so zu stutzen, dass sich ein protestierendes Prekariat mit der Polizei zu prügeln beginnt.


"Heilige Jungfrau Maria, Mutter Gottes, steh' mir bei, jetzt und in der Stunde meines Todes...." Ob Gebet oder Meditation, fromm befriedet bleibt der Mensch friedlich, schiedlich, niedlich, gemütlich.

Kunst und Kultur stimmen uns ein auf den Frieden: "Alle Menschen werden Brüder...." Fürwahr, gleich dem "Freude schöner Götterfunken" zeigt sich in bedrohlich drohenden Kriegsszenarien ein Web-Auftritt wie eine Liebesgeschichte, eine Geschichte eben:


Wer in Kunst und Kultur eine Nische für seinen Frieden findet, bombardiert sein Publikum mit Friedensromantik, friedlch, schiedlich, niedlich. Besorgnis-Botschafter bringen es noch auf Spendenbasis zu einem auskömmlichen Einkommen. Die prekäre Basis hingegen prügelt sich um Brot.

Schuld und Sühne: Schuld hat immer die Leiche. Wer gerad noch lebte, sühnt seine sündige Aufsässigkeit mit dem Tod. Göttliche Gerichtsbarkeit gewährt gnadenlose Gerechtigkeit.

Wie potent-präsent ließ das Feuilleton der SZ vom Samstag/Sonntag, den 29. 30. Dezember sich noch vernehmen?

„Es helfen nur noch Katastrophen!

So jedenfalls meinte Jorgen Randers, Wissenschaftler im Club of Rome.
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Als dann gar der Hauptautor der Studie "Grenzen des Wachstums" Dennis Meadows den Eröffnungsvortrag vor prominenten Wissenschaftlern bei der Volkswagenstiftung auf einer internationalen Konferenz halten durfte, passierte nichts. Die Vertreter der Betroffensheits-Industrie hielten weiter wacker ihre Vorträge, kassierten ihre Honorare, trafen sich zum fröhlichen Zusammensein, so friedlich, schiedlich, niedlich, gemütlich.


 Das Mitternachtsfeuerwerk am 01.01.2013 lässt den historischen Lastenkahn an der Regnitz erahnen.

Am 14. Februar wird sich mein Geburtstag zum 65igsten Male wiederholen. So Gott will. Friedlich, schiedlich, niedlich, gemütlich wird mir mein Weiblein ein Glas edlen Rotwein im Sessel kredenzen, sofern es mich nicht an den Rand der Wüste Sahara zieht. Bei amüsierter Vergnüglichkeit lässt sich das nie endende unausweichliche Gemetzel friedlich, schiedlich, niedlich, gemütlich im Fernsehsessel oder im Internet verfolgen. Mein Weiblein wird sich derweil in einem anderen Zimmer bei einem heiteren Programm vergnügen. Sie lässt sich lieber von Reise-, Tier- und Naturfilmen mitreissen. Besonders spannend sind Expeditionen zu den letzten Kreaturen einer aussterbenden Tierart. Doch wenn denn dereinst die fleißigen Bienchen verrecken, werden Ein-Euro-Jobber die Blüten in Handarbeit bestäuben.

Bedauerlich, dass mein belämmertes Bemühen nicht die gedankliche Größe Almosen sammelnder Bedenkens-Gelehrter erreicht. Dafür spüren Menschen wie wir, die Beladenen, Bemühten, Bedrückten in irgendeinem Heiligen Schriftchen mühelos ein trostreiches Sprüchlein auf. Alte und neue Kirchen wissen und weisen den Weg zur "Gottgefälligen Glückseligkeit". 


Ja, gräbt dann noch ein Erleuchtungs-Experte medial meisterlich aus dem Reigen der verstorbenen Herren Hirten jemanden aus, dessen unbeschreiblich-unbestrittenen Autorität eine Weisheit höchster Wucht stemmt, dann beugt selbst ein eingefleischter Egoist im Glauben eigener Größe und Unfehlbarkeit demütig sich nieder zu Füßen des Herrn und Meisters.


Heutezutage muss niemand mehr in zugig kalten Kirchengemäuern knien, nein, der Herr, Meister und Erlöser kommt mit Mausklick auch zu Dir. Spenden auf mein Konto beim Postgiroamt Köln, Nummer 4711.

Hallelujah! Helau!



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