Montag, 8. Oktober 2012

Herbsttour Deutschland


Nun bricht die sechste Nacht in dieser Herbstfahrt an. Bislang stand der Wagen stets frei irgendwo in der schönen Landschaft, den geschäftigen Städten oder an einem ruhigen Dorfplatz. Das wird so bleiben bis zum Ende der Reise. Herbst zieht ins Land, färbt die Bäume. Meines Lebens Herbst zieht ein mit der Abgabe meines Rentenantrags.

Es ist erholend wie ein freier Trucker über die Straßen zu gleiten. Es gibt mehr zu sehen, zu erleben, zu erfühlen, zu erfahren, als Bücher, Fernseher oder Internet verraten. Es fallen mir belebende Begegnungen zu. Jeder zeigt sich von seiner besten, seiner Sonnenseite. Wörter fallen mir zu wie das Herbstlaub dem Boden. Es muss hinaus, was an Geschichten das Erlebte in mir zusammen reimt. Wenn mich auch die Ereignisse zunehmend sprach- und ratlos machen, die Gedanken bleiben frei, von der Realität in die Fantasie weiter zu reisen.



Alte Freunden gehen durch Tod, Streit, Entfremdung, Entfernung, neue Freunde finden sich. Eine Runde älterer Herrschaften hat sich ausdauernd und oft im Sommer am Nacktbadestrand des Feringasee zusammengefunden. Langsam kommt man sich näher, indem man die Karten seines Lebens auf dem Gras zwischen Ameisen und Enten ausbreitet. Der See ist ein richtiges Rentner-Refugium. Mein bald 30-jähriges Fahrrad und meine noch ältere Kraft reichen, um mich in einer knappen halben Stunde entlang des Isar-Ufers an dieses kleine Sommerparadies zu bringen.



Es erscheint mir mehr wie Naturell und Zeitgeist in München, barocken Pomp oder gleich gemeingefährliche Gemeinheit wie in der "Hauptstadt der Bewegung" auf die Spitze zu treiben. So schön und friedvoll Bayern an Himmel blauweißen Sommertagen erscheint, die Aussicht und Erfahrung auf harte Hungerwinter stempelt das Zusammenleben mit kriegerischer Kampfeskraft. Entweder Du gehörst dazu, strampelst Dich ab und hoch, oder Du musst zusehen, wo Du bleibst.



Bei aller Festlichkeit im Dirndl, Trachtenjanker und Lederhosen bricht unter der dünnen Tünche von "Gut-Menschlichkeit" im Allgemeinen und im Bayern besonders die reißerische Raubtiernatur durch. In besoffenen Horden sind diese Großsippen im dröhnenden Dialekt kaum zu ertragen, weil nur ein Hauch von Fremdheit ein explosives Kampfgemisch entzündet.



Es ist klar, dass sich das reiche Bayern nicht lumpen lässt, wenn es zum Tag der Deutschen Einheit am Dritten Oktober ein Fest ausrichtet. Als am Abend die Musikgruppe Karat bei einer Lasershow auftritt, rät das Radio davon ab, die Festmeile überhaupt noch zu besuchen. Denn die prächtige Ludwigstraße ist heillos überfüllt. Erschöpft von den überreichen Eindrücken am Vormittag, zieht es uns abends dann nicht mehr in das Gedränge.


Nachdem Berlin eine Minatur des Brandenburger-Tores auf der Ludwigstraße zeigte, stellt sich hier Nordrhein-Westfalen mit seinem Monument vaterländischer Einheit und Größe dar, mit dem Herrmannsdenkmal. Blutrünstige Schlachten sollen an Siege erinnern. Das zielt auf das national-chauvinistische Gefühl. Aufgeblähter Stolz erzieht die Sippe zu gruppen-sumpfigen Opfern. Schwert und Scheide vereinigen sich archetypisch nach der Schlacht, wenn die Scheide das Schwert schützt, nachdem es vom Blut der Feinde gereinigt ward.



Franken wirbt mit einer überdimensionalen Weinflasche, dem Boxbeutel. Wo Wein wächst, wo Wein fließt statt Bier, erscheint mir das Leben leichter und lustiger. Doch fort zieht es mich aus dem lauschigen, herbstlichen, festlichen, rummeligen und rammeligen Oktober-München auf eine Fahrt durch die herrliche Landschaft.


Denn irgendwann wird mir jeder Ort, wo auch immer er ist, zuviel. Menschen und Nachrichten drücken mir aufs Gemüt. Nichts wie weg! Diese Drei-Wort-Parole belebt mich wie neu. Wörter und Gedanken fallen mir zu wie Herbstlaub dem Boden. Die erste Nacht zeigt mir Zwingenberg mit einem Schloß am Neckar. Wie schön wird wieder die Welt!


Nach der Ersten Reisenacht und vor der Letzten Nacht daheim geht es meinem Magen ziemlich  schlecht.

Ein neuer Freund will auch weg, weit, weit weg. Rainer hält es nicht im Land. Er muss fort, nur fort - auf in die Wälder, die Wiesen, die Felder, in Wüsten, über Berge, durch Sand, Schlamm - über Stock und Stein eben. Kaum ein Fahrzeug schafft das besser als ein MAN 6x6. Drei angetriebene Achsen bewegen das rollende Heim über alle Kontinente, am besten fort aus Deutschland. Denn 30 Liter Diesel auf 100 Kilometer sind besser bezahlbar, wenn man sich die 1200 Liter Tanks dort füllt, wo der Diesel billig bleibt - für unsere Devisen. Doch noch fehlt dem Fahrgestell die Wohnkabine, welche sich der junge Mann in liebevoller Heimarbeit selbst gestaltet und ausbaut.



Vom Neckar zieht es mich an die Nahe. Dort steht eines von Hunderten Bismark-Denkmälen in Bad Kreuznach: Gerade tradionelle Thermen ziehen ein Publikum aus schwer atmenden und schlecht laufenden Rentner an. Das Standbild des Helden Bismark mit Schwert, Stiefeln und Pickelhaube beflügelt Oma und Opa, den Rollator ein wenig flotter über das Pflaster zu schieben. Ob sich eine junge Braut bei solch prachtvoll präsentierter Männlichkeit für ihren Auserwählten heißer erwärmt und feucht öffnet, könnte ein weiteres Kalkül sein, landauf, landab Standbilder unserer Helden zu präsentieren.



Von dem Neckar, von der Nahe bei Bad Kreuznach und Idar Oberstein geht die Reise durch den malerischen, einsamen Hunsrück an die Mosel. Bernkastel-Kues bezaubert den Besucher durch romantische Gassen, Weinberge, den gewundenen Flußlauf der Mosel und die mächtig prächtige Burgruine "Landshut".




Dies Plätzchen im Schatten der Brücke schenkte mir der Sonntag am Morgen um 8.00 Uhr. Mittags fand an dem Wochenende kaum noch ein Kleinwagen Platz auf dem riesigen Parkgelände an der Mosel.

Auch wenn die genaue Geschichte der Gebäude nur sich den Eingeweihten erschließt, die ihr Wissen gerne in Führungen anbieten, spürt der fremde Wanderer die Geheimnisse der grauen Gemäuer.


Noch liegt der Marktplatz von Bernkastel in morgendlicher Ruhe und Stille. Mittags drängen sich dort die Menschen um fröhliche Musikanten.


Den Zugang zu den Weinbergen verschließen Tore aus geschmiedetem Eisen, hier mit dem Namen eines stolzen Besitzers.



Es ist sehr selten, dass das Gebet eines Priesters mehr als hundert Jahre an einer Hauswand überdauert. Doch die Worte rühren auch heute noch an Herzen, die nicht gänzlich im Egoismus verstockt und verfangen sind. Wer noch Worte teilt, die Herzen bewegen, findet Freunde und Freude.



Mich machen solche musealen, farbenfrohen Fachwerkplätze froh. Das Weinstädtchen Bernkastel an der Mosel ist ein Juwel solcher handwerklichen, wunderschöner Häuser.



An der Weinstube "Spitzhäuschen" führt ein schmaler Weg durch Weinberge hoch hinauf zur Burg.



Wer schwer nur noch läuft, lässt sich mit einem Bus hinauf fahren zur Burg. Doch dieser Bus ist ein erstaunliches Gefährt!



Beim Blick über die Mosel, die Weinberg, die Freude der Menschen am Wochenende vergehen mir alle Gedanken an Krieg und Krise. Wie die Sonne durch die Wolken bricht, so entfaltet sich in mir und anderen Freude und Lebenslust.


Wer Deutschlands besten Seiten erleben will, sollte Bernkastel-Kues sehen.


 "Burg Landshut" hat der Besitzer sein Gemäuer genannt. Eher wird es wohl so gewesen sein, dass in harter Knechtschaft Arbeiter Stein um Stein den Berg hinauf schleppen und aufeinander setzen mussten. Was dazumals diese Burgherren den Menschen abverlangten, das verlangen heute die Bankster von uns.


Hier schleppt ein sogenannter "Rundhauber", der Mercedes 911 vom Baujahr 1976, unentweg fußlahme Touristen die steilen Serpentinen zur Burg hinauf. Wer einen Blauen Rundhauber in Südamerika sehen will, klickt http://www.n0by.de/n0/b/Klaus/index.htm


Wie Wein den Wert der Arbeit als edler Trunk adelt, so adeln Mercedes-Mitarbeiter Autos, um die gleichsam ein Gebet von Janis Joplin  flehte: "Oh, Lord, would you buy me a Mercedes Benz, my friends all drive Porsches, I must make immense...."



Während mich meine Brotzeit auf einem Stein an der Burgmauer (((WWW:BURGRUINE-LANDSHUT.de))) stärkte, ließen sich gefühlt etwa 50 Personen in diesem Ausblick zur Mosel fotografieren.



Auf dem Weg ins Tal begleiten mich fröhliche Klänge. Die Musikanten auf dem Marktplatz lassen das Städtchen festlich erklingen. Leichter und lockerer erscheint mir ihr Spiel als die Strenge boarischer Blasmusik. Mit aufziehender Bewölkung geht die Reise weiter durch die kalte, wolkige Eifel. Es geht auf eine belgische Autobahn an Lüttich vorbei. Regen strömt. Tief hängende Wolken wabern bis auf die Kuppen der leichten Eifel-Höhen. Erst am nächsten Rastplatz, in Aachen, kann man wieder ohne Schirm den Wagen verlassen.



Es war ein recht harter Ritt von Bernkastel-Kues nach Aachen. In Aachen erinnert mich dies prächtig renovierte Gebäude an meine langjährigen Studien von Land, Leuten und meiner eigenen Energie. Damals widmeten sich mehr als sieben lange Jahre all meine Arbeits- und Lebenskraft einer kabarettistischer Kleinkunst. Wie brotlos meine Kunst bleiben musste, wird mir mittlerweile verständlich. Mit meinen schrägen Klängen, den kläglichen Gesängen war eben einfach kein Blumentopf zu gewinnen. Eher griffen mich boarische Bierbäuche, die das Gesunde Volksempfinden verkörperten, bei meiner letzten Aufführung im Bierzelt bedrohlich mit Bierkrügen an. Nur eine Reihe von Rettungssanitäter bildete eine schützende Schicht zwischen dem aufkochenden Volkszorn. Nur wenig Zuhörer verblieben uns in den ersten Reihen und dem anrückenden Pöbel. Den Strom für unsere Musikanlage, die wir selbst ins Bierzelt geschleppt, aufgestellt und angeschlossen hatten, hatten die besorgten Betreiber ohenhin schon abgestellt. Mit mechanischem Klavier und Gesang arbeiteten wir gegen den Lärm an. Schön war es, trotz alledem, wenn man sich seiner Geschichte wie mit Zucker übergossen milde verschimmert entsinnt.



Mittlerweile ziert das stattliche Gebäude meiner studentischen Schaffensphase eine Plakette: NRW-Denkmal.


Vor 30, 40 Jahren war - außer den Sonntäglichen Arbeitszeiten zur Messe - kaum ein Mensch im Aachener Dom anzutreffen. Es zog mich dort hin, um den Raum auf mich wirken zu lassen. Doch an diesem späten Samstag nachmittag zogen mehrere Führungen gleichzeitig durch das Gebäude, jeweils mit einen stattlichen Schar von etwa 20 Menschen.



Mein Weg führte mich jahrelang durch die Fußgängerzone Adalbertstraße von meiner bescheidenen Behausung in die Stadt. Es erschreckt, wie diese Zone mittlerweile in zahlreichen durch Bretter verschlossene Geschäften oder elenden kleinen Läden vor dem Kaiserplatz endet.

Doch wenn die Reise weiter geht, lässt die aufmerksame Arbeit hinter dem Steuer keinen Raum für trübe Gedanken. Denn über die verschlungen Autobahnen des Aachener, Kölner Rhein-Ruhr-Raumes führt mich mein Weg nach Dortmund. Müde, abgespannt und wie gerädert bieten mir zwei weitere Nächte in der Nähe meines lieben Bruders in Dortmund Asyl.


Da steigen Erinnerungen auf: Der blaue VW-Bus war unser erstes "Wohnmobil". (Der Link führt zu unserer Urlaubsreise 2005 erstmalig nach Polen mit dem VW-T-4, unserem "Blauwal".) Das Marktauto meiner lieben Frau, welches uns durch Polen, Italien, Frankreich still und geduldig fuhr. Mittlerweile dieselt dies gute Gefährt, der "Blauwal", schon über 300.000 Kilometer auf der ersten Maschine. Rost in den Türschwellern lässt befürchten, dass der TÜV die jungen Leute, Sohn meines Bruders und seiner hübschen Frau, bald scheidet von diesem 94er-VW-Bus mit sparsamen Turbodiesel von gerade mal 68 PS.


Der Türschweller unseres einstmaligen guten, alten "Blauwals" geht den Weg allen Irdischen.




Die meisten Menschen in Dortmund sind - wie mein lieber Bruder - herzlich, offen und hilfreich. Sie helfen sich in über lange Jahre gewachsenen Gemeinschaften. Mit der drohenden Inflation, welche gerade in dieser Woche eine SPIEGEL Titelgeschichte erzählt, mit meiner frei gewordenen Geldsumme aus dem sogenannten Presseversorgungswerk, wird gerade zwei Häuser entfernt von meinem Bruder ein altes Bergarbeiterhäuschen frei. Für 150.000 Euro kauft man sich Dortmund viel Gartengrund und solide alte Bausubstanz. Der ganze Straßenzug mit baugleichen Gebäuden stammt vom Jahr 1928. Fette 40 Zentimeter Backsteinmauern halten den Aufwand, zu heizen in Grenzen. Trockene Kellerräume bieten Stauraum in Menge, von der Küche führt eine Treppe in den großen Garten. Das Haus gefällt mir sehr gut.
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Einen geschützten Raum mit Garten für den Preis zu kaufen, erscheint mir sehr günstig. Die Sonne lässt die frisch verputzten Wände strahlen.



Aus der Küche geht man direkt in den Garten. Doch dort vor dem Garten verläuft eine Hochspannungsleitung. Hinter der Hochspannungsleitung rauschen Fahrzeuge von der viel befahrenen Autobahn vorüber. Straßen, Autobahnen, Hochspannungstrassen und Schifffahrtswege durchziehen das Ruhrgebiet, den Rhein-Ruhr-Raum. Der Kanal liegt einige Kilometer entfernt


Dafür bietet das Haus reichlich Platz. Von der unteren Etage, einem eindrucksvollen Raum von etwa 35 Quadratmetern führt eine solide Holztreppe in die darüber liegende Etage.



Oben schließen sich Schlafräume und das Badezimmer an, aus dem wiederum der Blick in den Garten fällt. Doch das Ruhrgebiet muss man mögen. Das fällt den Menschen dort leichter, weil sie es verstehen, sich herzlich miteinander zu verbinden. Wer den Berliner um eine Straßenauskunft bittet, den raunzt schon mal ein mürrischer Mensch an: "Seh´ick aus wie `nen Stadtplan?" Doch das Ruhrgebiet hat seit Jahrhunderten erfolgreich nahezu jedes Völkergemisch assimiliert. Die Folge ist, dass sich dort der Fremde leichter gleich anfangs wohl fühlt.

Mein Bruder erholt sich auf seinem Boot, eine stolze Yacht von sieben Meter Länge.


Seine Yacht und seine wundervoll zugewachsene Ponderosa, der Garten vor seinem Haus, verwurzeln meinen Bruder mit seiner Stadt.



 Doch von Dortmund geht es weiter in den Tecklenburger Wald.



Meine 89-jährige Tante hat sich, nach ihrer Flucht aus Danzig, erfolgreich am Rande von NRW assimiliert. Sie studiert ein Puzzle, was die Werber für NRW am Tag der Einheit in München ausgaben. Das Puzzle stellt die Landkarte und Regierungsbezirke von NRW dar.

 Doch mich bedrückt in Dortmund, im Ruhrgebiet eine beschwerliche Enge. Eine Stadt folgt der nächsten, kaum dass ein wenig Acker zwischen den Stadtgrenzen bleibt. Während mein Weg weiter in Richtung Tecklenburger Wald mich führt, bleibt mir Zeit, die Sache zu bedenken.



Nach einer Nacht auf einem Stellplatz in Halle/Westfalen vor Bielefeld geht die Fahrt wieder zurück Richtung Süden. Nach dem flachen Land, in dem sich Felder und Industrieansiedlungen abwechseln, wird langsam die Landschaft freier und freier. Die Autobahn geht bei Kirchheim über die ersten Erhebungen. Endlich scheint die Sonne wieder über die bunt gefärbten Wälder im Herbst. Bayern begrüßt mich mit seinem ersten Heilbad: Bad Brückenau. Das Wasser aus dieser Quelle schmeckt mir hervorragend, gleichsam heimatlich. In etwa 100 Kilometer ist wieder Bamberg erreicht, wo mich meine liebe Frau trifft.



Meine liebe Frau kennt dort in Bamberg Hunderte von Freunden. So fühlt es sich an für mich. Sie kennt Apfel-, Birn- und Nußbäume, die freigebig ihre Früchte den sammelnden Menschen schenken. Unter dem prall gefüllten Apfelbau sehen wir zwischen den Bäumen auf die Wildensorg-Burg bei Bamberg. Dort, auch dort, lebte einmal meine Tochter. Dort lernte sie bei mir auf ihrem ersten Fahrzeug, kunstvoll auch schwergängige Getriebe zu schalten.



Einen guten Freund besuchen wir etwas außerhalb von Bamberg. In zauberhafter, hügeliger Waldlandschaft hat sich der gute Mann ein Anwesen neben einem Bach, einem kleinen Teich aufgebaut. Das geschmackvoll hergerichtete Haus liegt auf einer Anhöhe am Waldrand. Der Blick auf den reich bewachsenen Teich ziert das Schild "Loch Ness". Doch dessen Ungeheuer droht unseren Freund zu verschlingen. Das Ungeheuer, was auch meine Tochte verschlungen hat, heißt Krebs.



In großer Kraft und Klarheit, doch schon schwer gezeichnet von unzähligen überaus schmerzhaften Therapien, erlaubt uns unser Freund, ihn zu fotografieren. Er schafft, was er kann. Derzeit renoviert er einen Trabant, den sein Sohn für 50 Euro kaufte, mit vielen neuen Teilen.



Der alte Trabant kam fast vollständig zerlegt auf den Hof unseres guten Freundes. Mittlerweile fehlt nicht mehr viel, dass der TÜV dem mit vielen Neuteilen renovierten Fahrzeug seine Betriebserlaubnis erteilt.

Wir nächtigen vor dem Haus eines weiteren Freundes, wo nach frostkalter Nacht morgens um 8.00 die Sonne gegen den Nebel sich durchzusetzen beginnt.


Der Freund hat für sich, seine schöne Frau und ihr bezauberndes Töchterchen ein wunderbares Heim in den letzten Jahren geschaffen, wobei er als Handwerker vermutlich einen Hauptteil der Arbeit in eigener Leistung erledigt hat. Doch mittlerweile fühlt er sich trotz seiner vergleichbar jungen Jahre von wenig mehr als einem halben Jahrhundert ausgebrannt und kaum mehr den Anforderungen von Familie und Arbeitswelt gewachsen.



Meine liebe Frau schaukelt ihr Enkelkind nach dem Babyschwimm-Bad im Bambados im Kinderwagen. So beschäftigen mich auf der Fahrt Menschen im Alter von gerade einmal einem Jahr bis zu bald 90 Jahren. Mima, meine Frau, freut sich, dass der zarte, doch kräftige Knabe sich bei ihr wohl fühlt.



Wenn uns dazu die Herbstsonne noch tüchtig einheizt, spielen wir mit froher Eintracht liebende Oma und leutseliger Opa.



Unsere geruhsamen und sorglosen Herbsttage zerschneiden derzeit nur wenige Pflichten, die wir behend und beherzt erledigen. Derweil frißt sich die Krise weiter in das Leben der Menschen. Die Gesellschaft franst zusehends an den Rändern aus. Dort, wo Arme, Alte und Kranke leben, wird es kälter und dunkler. Rentner sollen in den letzten 10 Jahren ein Fünftel an Kaufkraft eingebüßt haben.

Ein Gebrauchtwarenkaufhaus im Industriegebiet beschäftigt Menschen, die aus vielerlei Gründen wohl schon lange nicht mehr gearbeitet haben. Manche der Mitarbeiter dort wirken im Umgang mit andern etwas unbeholfen. Ihre Stimmen klingen rauh, ihr Betragen wirkt ungehobelt. Doch dort im Kaufhaus von Gebrauchtwaren finden Menschen wieder Anerkennung und erarbeiten sich soziale Fertigkeiten. Es liegen Welten zwischen den Villen der Millionäre und den prekär Beschäftigten wie in dem Gebrauchtwarenhaus. Es schwindet der soziale Halt zwischen den Schichten und damit der Frieden.



Nach einem verregneten Tag zündet die Sonne wieder ihr bezauberndes Farbfeuerwerk der herbstlichen Bäume an - diesmal an der Regnitz in Bamberg.



Wo das Einkommen der Öffentlichen Hand nicht reicht, müssen private Hände helfen.



Die Marktkaufleute auf dem Bamberger Herbstmarkt kämpfen um die Aufmerksamkeit ihrer Kunden. Die zahlreichen Attraktionen in und um Bamberg wie das kulturelle Programm lässt sich nur noch auf dem Computer bündeln, ordnen und überblicken. Hinzu kommen Veranstaltungen wie ein offenes Verkaufswochenende und ein Volksfest. 150 Fremdenführer bieten Bamberg den Touristen an. Diese Führer ruft die Touristeninformation nach Bedarf ab. Die Gruppen sind mit 25 Teilnehmern schnell ausgebucht. Mir soll die Führung morgen unter dem Thema "Feuertod und Hexenhammer" mehr von Land und Leuten erzählen.



Handwerker und Künstler haben über Jahrhunderte in Diensten der Bischofsstadt Bamberg christlich bekehrende Propaganda geschaffen.



Der Blick auf das Alte Rathaus in Bamberg verdeutlicht, welche Pracht, welche Schätze als "Weltkulturerbe" gelten.




Diese neue Fähre über die Regnitz oberhalb der Rathausbrücken soll Jugendliche
integrieren und für die edlen Spender werben.

 



Fortsetzung folgt... und sinniert über die Hexenverfolgung in Bamberg sowie ein Fest von Freunden - verwurzelt in gemeinsamen Erleben letzter Jahrzehnte







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